Die meisten klinischen Studien werden mit Unterstützung kommerzieller Sponsoren durchgeführt. Für unabhängige Studien fehlen häufig die Mittel. Wie lässt sich das ändern?

Ein Großteil der klinischen Prüfungen wird von industriellen Sponsoren initiiert. Negative Ergebnisse werden dabei oft nicht publiziert, positive Ergebnisse erlangen eine Öffentlichkeit auch mit Blick auf die Vermarktung der geprüften Substanz.

Wie aus der Clinical-Trials-Datenbank des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information hervorgeht, wurden 2017 in Deutschland 256 Phase-III-Studien abgeschlossen, die einen kommerziellen Sponsor hatten. Lediglich 33 Phase-III-Studien wurden von nicht kommerziellen Sponsoren durchgeführt. Es ist nachvollziehbar, dass ein Pharmaunternehmen Studien so durchführt, dass sie im Hinblick auf die Vermarktung des eigenen Produktes von Vorteil sind. Es besteht möglicherweise kein Interesse der Industrie, etwaige Nachteile von Produkten herauszuarbeiten und diese zu publizieren.

Andererseits werden durch die "öffentliche Hand" nur wenige klinische Studien finanziert. Jammern bezüglich einer "Industrielastigkeit" von klinischen Studien ist daher fehl am Platz. Vielmehr bedarf es neuer Instrumente, um unabhängige Studien mit verfügbaren Medikamenten oder Medizinprodukten durchzuführen. Gerade hierfür stehen häufig keine Mittel zur Verfügung. Dies führt dazu, dass die Industrie mit den oben beschriebenen Nachteilen "in die Bresche" springt, was gegenüber der Industrie nicht wirklich zu beklagen ist. Vielmehr fehlt es an Mitteln und Möglichkeiten, industrieunabhängige Studien durchzuführen – das eigentliche Problem.

Die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erklärt über ihren Präsidenten Prof. Dr. med. Rolf Kreienberg: "Wir benötigen Studien, die sich am Bedarf der Bevölkerung orientieren, unter Priorisierung von Forschungsfragen mit patientenrelevanten Endpunkten". "Solche Studien sind zum Teil nicht im Fokus der forschenden Industrie". Als Ausweg wird das Einrichten eines Fonds empfohlen. An einem solchen Fonds können sich selbstverständlich auch pharmazeutische Unternehmen beteiligen. Um die Glaubwürdigkeit von klinischen Studien zu untermauern, aber auch, um für Patienten relevante Fragestellungen zu beantworten, scheint ein solches Verfahren unumgänglich. Es ist irritierend zu sehen, dass die klinische Forschung offenbar weitgehend der Pharmazeutischen Industrie überlassen wird.


Literatur
Osterloh F (2018) Ruf nach mehr Unabhängigkeit. Dtsch Ärztebl 115: A424 – 426


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (4) Seite 241