Zusatzweiterbildung Spezielle Sozialpädiatrie, PART-Child-Projekt, Qualitätssiegel für SPZ, neue Sprecherinnen und Sprecher: Um diese und weitere Themen ging es auf der Vollversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft SPZ im Oktober 2021. Ein Bericht von Carsten Wurst.

Endlich wieder eine Vollversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft SPZ (BAG-SPZ) in Präsenz nach 2 Jahren! Die Zeit der Corona-Pandemie hatte auch hier zu digitalen Formaten gezwungen.

So trafen sich am 06. 10. 2021 über 70 SPZ-Leiterinnen und -Leiter in der Villa Bergmann in Potsdam, um aktuelle Themen und vor allem die Sprecherinnen und Sprecher für die nächsten 3 Jahre zu wählen. Nicht nur das Wiedersehen, auch der von der DGSPJ-Tagungspräsidentin Mona Dreesmann (Potsdam) gewählte Ort trug zu einer lebhaften und teilweise kontroversen, aber stets konstruktiven Diskussion bei.

Moderiert von Antje Hoffmann (Berlin) und dem Autor dieses Beitrags wurde ein vielfältiges und interessantes Programm bewältigt. Nach der Begrüßung neuer SPZ-Leiterinnen und Leiter im Rahmen der BAG berichtete Andreas Oberle (Stuttgart) aus der Vorstandsarbeit. Interessant dabei, dass die Zusatzweiterbildung „Spezielle Sozialpädiatrie“ auf einem sehr guten Weg ist und eventuell im kommenden Jahr zum Ärztetag ihre Anerkennung finden könnte.

Freia de Bock stellte einige Ergebnisse des PART-Child-Projektes vor. 15 SPZ waren hier eingeschlossen und konnten nach entsprechender Schulung den Einsatz der ICF im praktischen Alltag zum großen Teil umzusetzen beginnen. Aber Reserven bestehen natürlich und der Nutzen im Alltag wurde auch hinterfragt.

Erste Ergebnisse zum Qualitäts­siegel für SPZ

Das Qualitätssiegel für SPZ bleibt ein spannendes Thema. Karin Hameister (Unna) zeigte die Erkenntnisse des Probelaufs mit 23 SPZ auf. 65 % davon würden das Zertifikat erhalten, was zu kritischen Nachfragen führte. Einige Fragentools sollten noch angepasst werden. Wichtiges Thema bleibt die Gewinnung von Nachwuchs im ärzt­lichen Bereich. Im Herbst kommenden Jahres soll die erste Bewertungsrunde starten. Ein einprägsames Logo wird noch gesucht, alle SPZ können sich daran beteiligen.

Ein Thema unserer Zeit ist die Digitalisierung – auch im Gesundheitswesen. Jens Teichler (Konstanz) informierte über eine Umfrage zur Nutzung von Video- und Telefonsprechstunden. Andy Schaar (Schwerin) stellte das wesentlich brisantere Thema der Telematikinfrastruktur vor. Ein enger Zeitplan zwingt zu raschen Entscheidungen auch in den SPZ in Deutschland, um keine Versorgungslücken entstehen zu lassen.

Der Zentrale Qualitätsarbeitskreis (­ZQAK), von Peter Borusiak (Bonn) hervorragend koordiniert, ist mit zahlreichen AGs aktiv. Bewährte AGs (Struktur, Migration, Hilfsmittel), die in den vergangenen Ausgaben der „Kinderärztlichen Praxis“ nach und nach explizit vorgestellt worden sind, arbeiten weiter, neue (Perzen­tilen) kommen hinzu. Um das alles zu bewältigen, sind alle Kolleginnen und Kollegen aus den SPZ zur Mitarbeit aufgerufen.

Die BAG der Psychologinnen und Psychologen stellte sich mit dem neuen Sprecherteam (U. Anders, St. Floss, U. Ungermann) vor. Das digitale Forum Sozialpädiatrie im März hatte eine sehr gute Resonanz gefunden, nun folgt die Vorbereitung auf das Forum Sozialpädiatrie 2022 in Neun­kirchen (Saarland).

Zum leidlichen Thema §43a Nichtärztliche sozialpädiatrische Leistungen gibt es nichts Neues, aber eine Umfrage unter allen SPZ soll den aktuellen Stand widerspiegeln. Carsten Wurst dankte in diesem Zusammenhang besonders GKinD-Geschäftsführer Jochen Scheel für die ausgezeichnete Unterstützung.

Die Darstellung der Strukturen der BAG SPZ bereitete die Wahl der neuen Sprecherinnen vor. Die BAG SPZ wird zukünftig einen festen Sitz im Vorstand der DGSPJ haben, was die besondere Bedeutung der SPZ für die Fachgesellschaft untermauert.

Prof. Juliane Spiegler neue ­BAG-Sprecherin

Die Wahl der neuen BAG-Sprecherinnen und -Sprecher drohte zunächst zu einer Hängepartie zu werden. Ilona Krois (Krefeld), Antje Hoffmann und Carsten Wurst standen für eine erneute Wahl nicht zur Verfügung. Ihnen wurde sehr herzlich für die geleistete Arbeit in den letzten Jahren gedankt. Wahlleiter Christoph Kretzschmar (Dresden) rief zu Vorschlägen auf. Dirk Schnabel (Berlin) hob in einem flammenden Plädoyer die Wichtigkeit dieser Funktionen hervor. So waren es dann Newcomer und Erfahrene, die sich zur Wahl stellten. Frau Prof. Dr. ­Juliane Spiegler (Würzburg) wurde einstimmig zur Sprecherin gewählt. Ihr zur Seite stehen als stellvertretende Sprecherin Dr. Stephanie Boßerhoff (Wesel) und als stellvertretender Sprecher Dr. Tilmann Köhler (Schwerin). Somit hat das neue Sprecherteam eine sehr gute regionale Verteilung. Die Vollversammlung beglückwünschte das neue Team mit herzlichem Applaus und sicherte alle Unterstützung zu, die es braucht. Insbesondere die bisherigen Sprecherinnen werden den „Neuen“ gern zur Seite stehen.

Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft ist die Nachwuchsgewinnung in allen Arbeitsbereichen der SPZ. Um jungen Kolleginnen und Kollegen eine Plattform zu geben, schlug Antje Hoffmann die Gründung „Junge DGSPJ“ vor. Dies sollte zum bevorstehenden Forum Sozialpädiatrie im März 2022 eine erste Gelegenheit für ein Treffen geben.

Mit einem schönen Come together klang diese Vollversammlung aus. Vielfältige Gespräche zeigten, ein Präsenztreffen ist durch nichts zu ersetzen. Und die neuen Sprecherinnen und Sprecher waren gleich mittendrin.



Korrespondenzadresse
Dr. med. Carsten Wurst
Chefarzt SPZ und stv. Ärztlicher Direktor
SRH Zentralklinikum Suhl

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (1) Seite 58-59