Die Ampel-Koalition will den Cannabis-Konsum sicherer machen und Kinder und Jugendliche vor Missbrauch besser schützen. Kinder- und Jugendärzte in der Stiftung Kindergesundheit bezweifeln allerdings, dass das gelingen kann.

Der Münchner Kinder- und Jugendarzt Professor Berthold Koletzko von der Stiftung findet es „seltsam“, dass es für Arzneimittel zwar berechtigterweise strenge Prüfrichtlinien gebe, zugleich aber eine Substanz legalisiert werden solle, die nachweislich gesundheitsschädlich sei. „Kiffen ist und bleibt gefährlich“, warnte Koletzko.

Dies belege die Statistik eindeutig. So hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen einer cannabisbezogenen Störung vollstationär behandelt werden mussten, seit 2002 mit rund 12.000 Fällen pro Jahr mehr als vervierfacht. Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sind diese Steigerungen aber genau ein Beleg dafür, dass die bisherige Drogenpolitik gerade in Bezug auf den Umgang mit Cannabis gescheitert ist. Unterstützt wird der Minister dabei vom SPD-Politiker Dirk Heidenblut. Er spricht sich deshalb für eine Teil-Legalisierung von Cannabis unter bestimmten Auflagen aus, weil damit der private Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis für Erwachsene entkriminalisiert und zugleich die Suchtprävention im Kindes- und Jugendalter gestärkt werde.

Die Stiftung Kindergesundheit hält eine weitergehende Freigabe dennoch für den falschen Weg. Nach den Erfahrungen aus anderen Ländern müsse künftig auch hierzulande im Zuge der Freigabe mit einer Zunahme des Cannabis-Konsums gerechnet werden. Die Probleme könnten sogar schon vor der Geburt eines Kindes entstehen. Denn Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Cannabis konsumierten, würden häufig zu früh geboren und müssten intensivmedizinisch versorgt werden

Raimund Schmid


Quelle: Stiftung Kindergesundheit