Eine koreanische Arbeitsgruppe hat in einer Querschnittsstudie untersucht, ob sich durch die übermäßige tägliche Beschäftigung mit dem Smartphone bei Jugendlichen ein gestörtes Bild des eigenen Körpers entwickelt.

Sohyeon Kwon (Korea University, Seoul) wertete mit seinem Team die populationsbasierten Umfragedaten von 53.133 südkoreanischen Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren aus. Die Studienteilnehmer waren im Mittel 15 Jahre alt. Gefragt wurde, wie lange täglich das Smartphone genutzt wurde und welche mobilen Contents (soziale Netzwerke, Chats, Internetforen, Spiele, Videos, Musik) abgerufen wurden. Ausgewertet wurden auch die Angaben der Jugendlichen, welches Bild sie vom eigenen Körper hatten und ob und wie sie versuchten, Gewicht zu verlieren. Über 30 % der Mädchen neigten zu einer Körperschema-Störung (Body Image Distortion, BID), sie empfanden sich übergewichtig. Bei den Jungen waren es annähernd 20 %, die ihr Körpergewicht als zu hoch einschätzten.

Durchschnittlich kamen Jugendliche, die das Smartphone vorwiegend für soziale Netzwerke nutzten, auf eine tägliche Nutzungsdauer von 281 Minuten! Wenn das Smartphone vorwiegend für das Lernen und zu Informationszwecken genutzt wurde, wurde eine Zeit von 158 Minuten angegeben. 29,4 % der Mädchen und 18,8 % der Jungen waren sogar länger als 5 Stunden täglich mit ihrem Smartphone beschäftigt. Diese Dauer war im Vergleich zu kürzerer Dauer der Smartphone-Nutzung mit einer signifikant höheren Prävalenz einer Störung des Körperbildes korreliert. Das Verhältnis der Zahl von Jungen mit einer solchen Störung zur Zahl jener ohne eine solche Störung war hier um 17 % erhöht. Bei den Mädchen betrug die Erhöhung 20 %.

Jugendliche, die sich täglich 5 und mehr Stunden mit dem Smartphone beschäftigen, neigen auch deutlich mehr zu unangemessener Gewichtskontrolle. Vor allem Mädchen, die oft soziale Netzwerke und Internetforen nutzten, versuchten ihr Gewicht häufig auch mit ungeeigneten Methoden zu reduzieren. Dazu gehören vor allem Mahlzeiten auslassen, sich erbrechen oder Abführmittel einsetzen. Bei Jungen ging dagegen ein gestörtes Körperbild vor allem vom Aufsuchen von Comic-Websites, Spielen, Videos, Filmen und Musik aus.

Sohyeon Kwon und seine Mitarbeiter sehen anhand der Studienergebnisse die Notwendigkeit neuer Strategien. Jugendliche müssten zu einer dosierteren Nutzung ihres Smartphones und einer kritischeren Nutzung der Inhalte digitaler Angebote angeleitet werden.


Literatur
Sohyeon Kwon, MPH et al. (2022) Association of Smartphone Use With Body Image Distortion and Weight Loss Behaviors in Korean Adolescents. JAMA Netw Open 5 (5): e2213237. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.13237


Autorin
Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (4) Seite 345-346