Asthma kann nach den Erkenntnissen aus einer neuen Studie Gedächtnisdefizite bei Kindern auslösen. Dabei deutet sich an, dass die Defizite umso größer ausfallen, je früher die Erkrankung im Kindesalter auftritt.
Diese Folgewirkungen (etwa die Einschränkung des episodischen Gedächtnisses), die kürzlich in Studien mit Tiermodellen nachgewiesen werden konnten, hat nun ein Forscherteam von der University of California zu verifizieren versucht (JAMA Netw Open 2024; online 11. November). Dabei stützten die Forschenden sich auf Daten der Adolescent Brain and Cognitive Development (ABCD)-Studie, in der rund 11.800 Kinder zwischen 9 und 10 Jahren aus 21 US-amerikanischen Zentren auch hinsichtlich der Gehirnentwicklung untersucht werden.
Mit Hilfe des „Picture Sequence Memory Tests“ wurde das hippocampusabhängige episodische Gedächtnis bewertet. Mit Hilfe weiterer Tests wurde die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Aufmerksamkeit der Kinder ermittelt. Die Inzidenz von Asthma ergab sich aus den Angaben der Eltern. Aus der Gesamtgruppe von 11.800 Kindern kamen für die longitudinale Analyse 474 Kinder in Frage. Die Hälfte von ihnen litt an einer Asthma-Erkrankung zu Beginn und beim zweijährigen Follow-up oder auch nur beim Follow-up. Die andere Hälfte hatte kein Asthma und bildete die Kontrollgruppe.
Das episodische Gedächtnis verbesserte sich zwar in beiden Gruppen im Studienzeitraum, allerdings bei Kindern mit einem früheren Asthma-Beginn im Vergleich zur Kontrollgruppe in geringem Maß. Auffallend war, dass der Unterschied zwischen der Gruppe, die erst später an Asthma erkrankte, und der Kontrollgruppe mit den Kindern ohne eine Asthmaerkrankung nicht signifikant war.
In einer weiteren Querschnittsanalyse wurden die Daten von 2.062 Kindern ausgewertet, von denen diesmal die Hälfte zu irgendeinem Zeitpunkt Asthma entwickelt hatte und die andere Hälfte überhaupt nicht. Hier zeigte sich, dass diejenigen mit Asthma sowohl beim episodischen Gedächtnis als auch bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der Aufmerksamkeit schlechter abschnitten.
Insgesamt erhärten die Ergebnisse der Studien die Vermutungen aus den Tiermodellen, dass Asthma gerade in sehr jungen Jahren die Gehirnentwicklung besonders beeinträchtigt und dass Kinder mit Asthma Gedächtnisaufgaben schlechter lösen können als Kinder ohne die chronische Erkrankung.
Raimund Schmid