Eine der häufigsten Todesursachen bei jungen Menschen ist der Suizid. Suizidgefährdete Jugendliche senden häufig Warnsignale aus, die es zu erkennen gilt. Eine für das Smartphone entwickelte App könnte hier eine Hilfe sein.
Psychiater der Columbia University in New York untersuchten in einer Beobachtungsstudie den Einsatz einer App, die Verhaltens- und Bewegungsmuster von suizidgefährdeten Jugendlichen aufzeichnet. An der Studie nahmen 186 Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft teil, 80 % davon waren weiblich. Das Durchschnittsalter lag bei 16,4 Jahren. Die suizidgefährdeten Jugendlichen wurden über psychiatrische Ambulanzen, Notaufnahmen, Forschungsregister und soziale Medien rekrutiert. Nach einer umfassenden psychiatrischen Untersuchung installierten die Studienteilnehmer die EARS-App auf ihren persönlichen Smartphones. Mit der App können zurückgelegte Strecken, die Zeit zu Hause und die Zeit an verschiedenen anderen Orten aufgezeichnet werden. Zu den erfassten Daten gehören körperliche Aktivität, Geolokalisierung (GPS), Telefonnutzung, Musikauswahl und vieles mehr. Mit Hilfe der App können verhaltensbezogene und zwischenmenschliche Daten aufgezeichnet werden, die im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen stehen und für die Prävention genutzt werden können. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer gebeten, eigene Erfahrungsberichte zu verfassen, in denen sie aufkommende Suizidgedanken und -pläne festhalten sollten.
Insgesamt wurden 33 Suizidereignisse berichtet, darunter acht tatsächliche Versuche, zwölf abgebrochene Versuche und elf Notaufnahmen wegen Suizidgedanken. Es zeigte sich, dass junge Menschen mit Suizidabsichten auffällig viel Zeit zu Hause verbrachten und ihr Rückzug aus sozialen Kontakten die Wahrscheinlichkeit für Suizidereignisse erhöhte.
Die Forscherinnen und Forscher sehen darin einen neuen Ansatz zur Suizidprävention. Die Smartphone-Technologie könnte dabei in Zukunft hilfreich sein und einen „Paradigmenwechsel in der Suizidprävention“ darstellen.
Katharina Maidhof-Schmid