Im Jahr 2023 wurde die Polizei erneut mit einer starken Zunahme von Sexualdelikten an Kindern und Jugendlichen konfrontiert. Die Zahlen haben sich in den letzten 5 Jahren mehr als verdreifacht.

Die Zahl der registrierten Fälle von sexuellem Missbrauch zum Nachteil von Kindern ist im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 % auf 16.375 Fälle gestiegen. Insgesamt wurden 18.497 Kinder und 1.277 Jugendliche Opfer solcher Übergriffe. Mehr als die Hälfte der Opfer hatte nachweislich eine Vorbeziehung zu dem oder den Tatverdächtigen. Gab es keine Vorbeziehung, kam diese meist über Internetkontakte zustande, wenn Kinder gezielt angesprochen wurden.

Hauptgrund für die steigenden Fallzahlen ist das veränderte Kommunikationsverhalten im Netz: Es gibt nicht nur mehr ­internetfähige Endgeräte und schnellere Datenverbindungen, sondern auch immer neue Kommunikationsanwendungen. Hinzu kommt die zunehmende Nutzung von Videotelefonie, mit der die Täter ihre Opfer beispielsweise im direkten Gespräch zu sexuellen Handlungen nötigen. Ein besonders starker Anstieg um ein Drittel auf 8.851 Fälle wurde bei jugendpornografischen Inhalten registriert. Häufig sind die Tatverdächtigen selbst minderjährig.

Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum fordert die Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser, bessere Schutzstandards und eine Pflicht zur Speicherung der IP-­Adressen bei den Providern, um die Täter leichter identifizieren zu können.



Autor
Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2024; 95 (5) Seite 323