Kurzsichtigkeit hat vor allem bei jungen Menschen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Welche Faktoren begünstigen Sehschwächen und was lässt sich dagegen machen?

Laut Prognosen werden 50 Prozent der Weltbevölkerung bis 2050 kurzsichtig sein. Die höchste Verbreitung der Kurzsichtigkeit besteht in Ostasien: Man schätzt, dass 90 Prozent der Oberstufenschüler in Taiwan und China kurzsichtig sind. Auch in Deutschland ist der Anteil der Brillenträger unter den Twens als "Digital Natives" seit 2008 um 10 Prozent gestiegen. Der Zusammenhang mit dem technologischen Wandel und der Digitalisierung der vergangenen Jahrzehnte liegt nahe. Smartphones, Laptops und die immer verbreitetere Bildschirmarbeit gelten als Auslöser für diese beunruhigende Entwicklung.

Nach den Ergebnissen verschiedener Studien bestehen folgende Risiken für die Entwicklung von Kurzsichtigkeit:


  • 2 Prozent höheres Risiko für jede Stunde Naharbeit mehr pro Woche.

  • 33 Prozent höheres Risiko für Kinder, die weniger als eine Stunde am Tag draußen verbringen.

  • 30 Prozent höheres Risiko bei übermäßiger Nutzung von Smart Devices (Smartphones und Tablets).

  • Eine durchschnittlich um eine Dioptrie höhere Kurzsichtigkeit bei Hochschulabsolventen als bei Gleichaltrigen ohne Hochschulabschluss.

Die sogenannte Naharbeit – also jegliche Tätigkeiten, bei welchen das Auge in die Nähe fokussieren muss – gilt damit als ein großer Risikofaktor für die Entwicklung der Kurzsichtigkeit. Das Kuratorium Gutes Sehen e.V. betont, dass gerade die hohe Bildschirmzeit eine enorme Belastung für die Augen darstellt. Zweifelsfrei ist die genetische Veranlagung aber auch nach wie vor ein Faktor für Kurzsichtigkeit. Das permanente Starren auf den Monitor im jungen Alter, gekoppelt mit einem Mangel an Tageslicht, kann jedoch noch bis zum 30. Lebensjahr den Augapfel "in die Länge ziehen". Dieses Wachstum ist ausschlaggebend für das Voranschreiten der Fehlsichtigkeit. Studien zum Einfluss des Homeschoolings während der Corona-Pandemie kamen zu dem Ergebnis, dass die Kurzsichtigkeit unter 8- bis 17-Jährigen während der Pandemie stark vorangeschritten ist.

Um das Risiko für Kurzsichtigkeit bei Kindern zu reduzieren, empfehlen Kinderophthalmologen, dass Kinder sich täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht im Freien aufhalten. Eltern sollten außerdem kritisch im Blick behalten, wie lange ihre Kinder sich mit Smartphones, Tablets und Computern beschäftigen. Die wichtigste Empfehlung lautet daher: mehr Spielplatz und weniger Smartphone. Eine wirkungsvolle Maßnahme, die nichts kostet, aber sicherlich im Alltag nicht immer einfach umsetzbar ist.


Report:

Katharina Maidhof-Schmid