1,8 % aller Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren sind rassistisch und mehr als 2 % in der Altersgruppe sind fremdenfeindlich eingestellt.
Auf diese besorgniserregenden Daten hat Thomas Bliesener vom Kriminologischen Institut Niedersachsen bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) in Leipzig hingewiesen. Dabei spielten Risikofaktoren eine ungemein große Rolle, ob ein junger Mensch in ein rassistisches oder rechtsradikales Fahrwasser gerate. Wer etwa Kontakt zur rechten Szene haben, sei in 2,4 % aller Fälle fremdenfeindlich oder rassistisch, junge Menschen ohne solche Kontakte lediglich zu 1,7 %. Auch die Gewaltbereitschaft ist ein "entscheidender Parameter für den Prozess der Radikalisierung", erläutere Bliesener. Schließlich spiele auch das Elternhaus eine zentrale Rolle, z. B. wenn die Kinder zu Hause Gewalt ausgesetzt seien und so sozialisiert würden. Bereits 12- bis 13-Jährige seien heute schon auf dem Weg, sich zu radikalisieren. Entgegen der weit verbreiteten öffentlichen Meinung steige das Risiko dann aber im Alter zwischen 14 und 17 Jahren nicht mehr weiter signifikant an.
Die besten präventiven Faktoren seien eine positive Bindung an die Schule, wobei das Gymnasium der "bedeutendste Schutzfaktor für Rassismus" ist. Präventiv wirken auch gute soziale Kontakte, familiäre Unterstützung beim Abdriften in die rechte Szene sowie Lehrkräfte, die entsprechende Strömungen frühzeitig registrieren und gemeinsam mit den Eltern frühzeitig versuchen entgegenzusteuern.
Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (6) Seite 382