Der nächste Koalitionsvertrag sollte – wieder einmal – einen Schwerpunkt auf die gesunde Ernährung von Kindern setzen. Und zwar mit 4 Maßnahmen, unter anderem auch mit einer Abgabe auf Süßgetränke.

Dies fordern pädiatrische Ärzte-, Wissenschafts- und Verbraucherverbände sowie Kinderrechtsorganisationen von der neuen Bundesregierung. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Denn jeder siebte Minderjährige sei mittlerweile von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Bei Kindern aus ärmeren Familien liege die Prozentrate noch höher.

Die nächste Bundesregierung müsse deshalb die folgenden 4 Punkte mit in ihren Koalitionsvertrag aufnehmen, fordern unter anderem der Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte (BVKJ), der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv), das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und der Kinderschutzbund.

Dazu gehöre

  • eine Abgabe auf Süßgetränke,

  • Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel,

  • ein gesundes kostenloses Mittagessen nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Kitas und Schulen und

  • die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.

Diese Schritte seien nicht nur sozial gerecht, sondern böten das Potenzial, Gesundheitskosten einzusparen. BVKJ-Vizepräsidentin Dr. Anke Steuerer lieferte hierfür die Begründung gleich mit: Falsche Ernährung im Kindesalter führe zu Übergewicht, im Jugendalter mit der Folge, dass sich dann im Erwachsenenalter Krankheiten wie Diabetes und Übergewicht ein Leben lang manifestierten. Laut DANK entstehen den Krankenkassen allein für ­Diabetes und dessen Folgeerkrankungen pro Jahr Kosten in Höhe von rund 30 Milliarden Euro.

„Daher muss sich etwas ändern, wenn wir mittel- bis langfristig die Gesundheit der Menschen in unserem Land verbessern wollen“, stellt die Augsburger Pädiaterin klar.

Kommentar:
Es muss sich etwas ändern, um den Vormarsch von Diabetes und der Adipositas schon in jungen Jahren zu stoppen, darüber herrscht Konsens. Doch wenn es konkret wird, wird es schwierig. Die Ampelparteien SPD und Bündnis 90/Grüne hätten sich auf Werbebeschränkungen für ungesunde zucker- und fetthaltige Kinderlebensmittel und eine steuerliche Abgabe auf Süßgetränke durchaus einigen können, wurden aber von der FDP ausgebremst. Das könnte sich noch als fatal erweisen. Denn in Deutschland geht inzwischen jede zehnte Typ-2-Diabetes-Neuerkrankung und jede 30. kardiovaskuläre Neuerkrankung auf zuckerhaltige Getränke zurück. Das unter anderem auch von Kinder- und Jugendärzten vorgeschlagene Maßnahmenbündel sollte die neue Bundesregierung daher ernst nehmen. Und endlich auch entsprechend handeln, weil sich zumindest politisch nur so etwas ändern kann.


Autor:
© Hartmut Kreutz
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2025; 96 (2) Seite 82