Die Zahl der kurzsichtigen Schulkinder nimmt vor allem im asiatischen Raum rasant zu. Ein Zusammenhang zwischen einer stark urbanisierten Umwelt mit wenig Grünflächen und zunehmender Myopie wird seit langem diskutiert. Doch führt mehr „Grün“ tatsächlich zu weniger Kurzsichtigkeit?

China hat sowohl eine rasche Urbanisierung als auch einen starken Anstieg der Myopieprävalenz erlebt. Frühere Studien deuten darauf hin, dass der Aufenthalt im Freien und der Blick in die Ferne das Risiko für Myopie verringern. Der Zusammenhang zwischen dem Myopierisiko und der Gestaltung von Grünflächen wurde bisher nicht untersucht. Chinesische Wissenschaftler haben nun in einer Studie untersucht, inwieweit sich eine entsprechend gestaltete Schulumgebung mit größeren zusammenhängenden Grünflächen auf die Entwicklung von Kurzsichtigkeit auswirkt. Anhand hochauflösender Gaofen-2-Satellitenbilder wurden Flächen, Aufbau und Form von Grünflächen bestimmt. Daraufhin ermittelte das Forschungsteam acht Parameter und berechnete einen Grünraum-Mormorphologie-Index.

An der prospektiven Studie nahmen 138.735 Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren teil. Sie wurden zwischen 2016 und 2017 einmal und zwei Jahre später erneut augenärztlich untersucht. Sowohl im Vergleich der Schulen als auch auf individueller Ebene zeigten sich signifikante Unterschiede in der Prävalenz und der 2-Jahres-Inzidenz von Myopie.

Aus der Studie geht hervor, dass gut gestaltete Grünflächen, d.h. größere Flächen, bessere Gestaltung, räumliche Verteilung und kürzere Abstände zwischen den Grünflächen, mit einem langsameren Fortschreiten der Myopie in der Schule korrelieren. Die Myopieprävalenz in den Schulen nahm um 1,7 % ab, wenn der Grünflächen-Morphologie-Index um eine Einheit anstieg. Auf individueller Ebene waren die Ergebnisse noch deutlicher. Die 2-Jahres-Inzidenz sank pro Einheit sogar um fast 10 Prozent. Diese Effekte zeigten sich unabhängig von der Kurzsichtigkeit der Eltern, der Bildschirm-, Lese- und Naharbeitszeit.

Katharina Maidhof-Schmid


Literatur: JAMA Ophthalmol 2024; online 4. Januar