Schadet die intensive Handynutzung der Entwicklung und der Gesundheit der Kinder? Können Mobilfunkwellen Gehirnzellen schädigen oder verändern und vielleicht sogar Hirntumore auslösen?

Die MOBI-KIDS-Studie zeigt nun offenbar, dass kein Zusammenhang zwischen Nutzung von Mobiltelefonen und erhöhtem Hirntumorrisiko bei jungen Menschen besteht. Eine große internationale Studie (INTERPHONE-Studie) wurde bereits im Jahr 2000 von der International Agency for Research on Cancer (IARC) initiiert, um mögliche Risiken für die Entstehung von Tumoren durch den Gebrauch von Mobiltelefonen zu ermitteln. An der INTERPHONE-Studie beteiligten sich weltweit 13 Länder. Die ersten Ergebnisse der Studie über mögliche Langzeitfolgen der Handynutzung wurden 2010 und 2011 veröffentlicht und zeigten, dass kein erhöhtes Risiko für Hirntumore oder Tumore des Hörnervs durch Handynutzung nachgewiesen werden konnte. Die Ergebnisse der INTERPHONE-Studie, an der nur Erwachsene teilgenommen hatten, ließen sich jedoch nicht ohne Weiteres auf Kinder übertragen. Es bestand daher Forschungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen.

Die vom Institut für Global Health in Barcelona koordinierte internationale MOBI-KIDS-Studie untersuchte in den Jahren von 2010 bis 2015 eine mögliche Auswirkung der Handy-Nutzung auf junge Menschen zwischen 10 und 24 Jahren. Die Studie wurde durch die Europäische Union und nationale Geldgeber finanziert, in Deutschland durch das Bundesamt für Strahlenschutz. An der Studie nahmen rund 900 junge Tumorpatienten mit einem durchschnittlichen Alter von 17 Jahren aus 14 Ländern in Europa, Asien und Ozeanien teil. Von den Patienten hatten 75 Prozent einen neuroepithelialen Tumor, meistens handelte es sich um Gliome.

Die als Fall-Kontroll-Studie konzipierte Untersuchung schloss für jeden Tumor-Patienten (Fall) zwei gesunde Menschen (Kontrolle) ein, die von Alter, Geschlecht und Wohnregion ähnliche Voraussetzungen hatten. Die Teilnehmenden und ihre Eltern wurden dann zu ihrer Handy-Nutzung befragt. Um diese Eingaben auf Verlässlichkeit zu überprüfen, installierten einige Probanden eine App, die ihre Handy-Aktivitäten dokumentierte. Zeitgleich analysierten die Forschenden Zahlen von Mobilfunk-Anbietern, um die Aussagen der Teilnehmenden mit weiteren Daten belegen zu können.

Aus der Auswertung der Daten geht hervor, dass kein Zusammenhang zwischen Gliomen und elektromagnetischen Feldern besteht. Das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken, war bei regelmäßiger Nutzung von Mobiltelefonen und kabellosen DECT-Telefonen nicht erhöht. Es zeigte sich sogar ein tendenziell sinkendes Erkrankungsrisiko mit der Intensität und der Dauer der Nutzung, insbesondere in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen. Diese in der Studie beobachtete vermeintliche Abnahme des Hirntumorrisikos könnte jedoch in einer möglichen methodischen Verzerrung liegen, da es keinen Grund für die Annahme eines tatsächlich existierenden schützenden Effektes gibt. Die Autoren vermuten als Gründe für den beobachteten Effekt Unsicherheiten bei den Angaben zur Nutzung, wenn diese von den Eltern statt von den Kindern und Jugendlichen selbst stammen sowie Änderungen im Nutzungsverhalten bei an einem Tumor erkrankten Personen nach der Diagnosestellung

Fazit: Die Studie unterstützt den aktuellen wissenschaftlichen Stand, dass es keine belastbaren wissenschaftlichen Belege für ein erhöhtes Hirntumor-Risiko bei intensiver Nutzung von Mobiltelefonen gibt.


Katharina Maidhof-Schmid