Husten, Schnupfen, erhöhte Temperatur: Kinder - vor allem Kindergartenkinder - machen durchschnittlich drei bis sechs Erkältungen pro Jahr durch. Nicht wenige Eltern vertrauen dann auf homöopathische Mittel, die als sanfte Medizin gelten. Doch können Homöopathika bei akuten Atemwegsinfektionen wirklich helfen und wie sicher sind sie?

Dieser Frage ist ein Forscherteam der industrieunabhängigen Cochrane Collaboration bereits 2018 nachgegangen. Dr. Kate Hawke von der Universität Queensland in Brisbane führte mit ihrem Team eine Metanalyse dazu durch. Die Forschungsgruppe recherchierte in verschiedenen Datenbanken nach allen Studien zum Thema, die zwischen 1946 und März 2018 stattfanden. Insgesamt wurden elf Studien mit mehr als 1.800 Kindern ausgewertet. Diese Metanalyse ist jetzt aktualisiert und um drei neuen Studien mit 251 Teilnehmenden ergänzt worden. In den randomisierten Studien sind orale Mittel mit Placebo oder konventionellen Therapien, die akute Atemwegsinfektionen bei Kindern und Jugendliche bis 16 Jahren verhindern oder behandeln sollten, verglichen worden.

Die Untersuchungen, in denen stark verdünnte homöopathische Mittel (1 x 10‐4bis 1 x 10-200) verwendet wurden, konzentrierten sich auf Infektionen der oberen Atemwege. Eine Studie umfasste auch Infekte der unteren Atemwege. Sechs Studien untersuchten die therapeutische Wirkung von Homöopathika, fünf den präventiven Effekt nach einem bis vier Monaten Behandlung. In fünf Studien wurde die homöopathische Behandlung individuell angepasst.

Die Autoren verweisen bei der Interpretation der Ergebnisse auf mehrere Einschränkungen wie methodische Inkonsistenzen, selektive Berichterstattung oder Finanzierung der Studien durch auf homöopathische Mittel spezialisierte Pharmaunternehmen. Bei drei Studien zeigte sich in einem Bereich ein hohes Verzerrungsrisiko, in anderen gab es Studienergebnisse mit unklarem Bias-Risiko. Alle Studien mit einem niedrigen Risiko für Verzerrungen ergaben keinen Nutzen von oralen homöopathischen Arzneimitteln, während Untersuchungen mit unklarem oder hohem Risiko über vorteilhafte Wirkungen berichteten.

Die Forschungsgruppe beurteilt die Metaanalyse dahingehend, dass eine Wirkung jenseits des Placebo-Effekts für hochverdünnte Homöopathika nicht überzeugend belegt werden kann, obwohl viele Studien hierzu vorliegen. Zudem würden unerwünschte Ereignisse in der Regel nur in unzureichender Weise gemeldet, wodurch keine Aussagen zu möglichen Nebenwirkungen gemacht werden konnten.


Quelle:
Kate Hawke et al. Homeopathic medicinal products for preventing and treating acute respiratory tract infections in children; December 2022 Cochrane database of systematic reviews 2022(12); DOI:10.1002/14651858.CD005974.pub6

Katharina Maidhof-Schmid