Im Namen des Bundespräsidenten hat Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, am 10. Oktober 2023 Professorin Dr. Ute Thyen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht.

In der Laudatio heißt es: "Ute Thyen setzt sich seit mehreren Jahrzehnten für die Umsetzung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen ein, wonach alle Kinder Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe haben. So war Thyen Initiatorin des Arbeitskreises "Kindesmisshandlung – wer kann helfen" an der Universität Lübeck, aus dem die Einrichtung des Kinderschutz-Zentrums hervorgegangen ist, sowie Gründerin des dazugehörigen Vereins und hat sich maßgeblich für die Etablierung der Frühen Hilfen am Kinderschutz-Zentrum Lübeck eingesetzt. Thyen hatte über viele Jahre zahlreiche Vorsitzpositionen inne, unter anderem den Vorsitz des Kuratoriums des Kinderschutz-Zentrums Lübeck, den Vorsitz des wissenschaftlichen Beirats des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen sowie des Gesamtbeirats, für die Beratung der Bundesstiftung "Frühe Hilfen" des Bundesfamilienministeriums. Daneben war Thyen stellvertretende Direktorin an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Lübeck und ist langjährige Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin."

© Frank Peter
Prof. Ute Thyen und Daniel Günther.

Heidrun Thaiss

Ich kenne Ute Thyen nicht nur aus diesen Ämtern, sondern bereits seit den frühen 2000er-Jahren aus der Zusammenarbeit des Sozialministeriums Schleswig-Holstein mit der Unikinderklinik Lübeck, die unsere Schuleingangsuntersuchungen wissenschaftlich begleitet hat. Hier fanden zusammen mit den Kinder- und Jugendärztlichen Teams der KJGD SH regelmäßig kritisch-disputable, aber immer kollegial-konstruktive Befassungen und Bewertungen der Ergebnisse der Schuluntersuchungen, der zahnärztlichen Prophylaxe-Befunde und der Impfergebnisse statt, die dann in die jährliche Berichterstattung mündeten.

Einzigartig war eine durch die Schuleingangsberichte begründete gemeinsame Pressekonferenz des Bildungs- und des Gesundheitsministers, ein früher innovativer "Health in all Policies-Ansatz", bei dem bereits die Kooperation von Wissenschaft, Politik und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, im Besonderen der Kinder- und Jugendgesundheitsdienste, lange vor dem Pakt für den ÖGD gewürdigt und verstetigt wurde.

So konnten durch originäre Politikberatung Daten für Taten werden. Und gar nicht so selten ergaben sich dadurch auch neue wissenschaftliche Fragestellungen und damit auch gemeinsame Publikationen. Unsere nächsten Begegnungen fanden im Kontext der Frühen Hilfen im Wissenschaftlichen Beirat des Nationalen Zentrums in der BZgA statt. Auch hier erlebte ich Ute Thyen immer als fach- und qualitätsorientiert, als ernsthafte und hoch engagierte Anwältin für die Sache der Kinder und deren Familien.

Andreas Oberle

Das folgende Motto von Antoine de Saint-Exupéry hat die 6-jährige Präsidentschaft von Ute Thyen in der DGSPJ geprägt: "Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer und Frauen zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Frauen und Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer." Sie war hoch angesehen und respektiert, unsere Präsidentin, geleitet von der Sorge um unsere Kinder und Jugendlichen und ihre Zukunft auf einer hohen, fachlich fundierten Basis und mit besonderer Berücksichtigung der jeweils individuellen Umgebung. Einen hohen Stellenwert hatten dabei auch die umfassenden Überlegungen zu Public Health.

Da die DGSPJ nur eine vergleichsweise kleine Fachgesellschaft mit personell besonderen, aber leider auch begrenzten Ressourcen ist, war ein kontinuierlich hohes und vorbildliches Engagement durch die Präsidentin, auch in den besonders anstrengenden Zeiten der Pandemie erforderlich.

Damit genießt Ute Thyen unseren großen Respekt und Anerkennung für ihre langjährige erfolgreiche Arbeit. Wir freuen uns mit ihr über diese hochverdiente Auszeichnung. Die gesamte DGSPJ gratuliert ganz herzlich!

Im Namen des Präsidiums und Vorstands Heidrun Thaiss, Andreas Oberle, Volker Mall


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2024; 95 (1) Seite 59