Chronischer Eisenmangel ist weltweit der am weitesten verbreitete Nährstoffmangel bei Kindern und kann insbesondere in den ersten Lebensmonaten zu verzögerten kognitiven Funktionen führen. Selbst nach einer Eisensubstitution werden kognitive Defizite beobachtet, wie ein kanadisches Forschungsteam berichtet.

Eine bereits in den 1980er Jahren in Costa Rica durchgeführt Studie zeigte, dass Kinder mit chronischem Eisenmangel im Vergleich zu Kindern mit einem guten Eisenstatus um 8 bis 9 Punkte niedrigere kognitive Werte aufwiesen. Die untersuchten Kinder reichten vom Säuglingsalter bis zu einem Alter von 19 Jahren. Eine neuere im November 2022 online in Pediatrics veröffentlichte Studie bestätigte, dass Kinder mit chronischem Eisenmangel sogar vier und zwölf Monate nach einer Intervention niedrigere kognitive Werte erreichten. Argie Gingoyon, MPH, (University of Toronto) untersuchte mit seinen Kollegen von der Dalla Lana School of Public Health den Zusammenhang zwischen chronischem Eisenmangel und gutem Eisenstatus mit kognitiven Werten in einem zeitgenössischen, ressourcenreichen Umfeld. Die prospektive Studie umfasste 130 gesunde Kinder im Alter von 12 bis 40 Monaten, die anhand von Hämoglobin und Serumferritin untersucht wurden. Zu Beginn der Studie wurde allen Eltern eine Ernährungsberatung angeboten und die Kinder erhielten entsprechend ihrem Eisenstatus eine Eisensubstitution.

Je nach Eisenstatus wurden die Kinder zunächst in drei Gruppen eingeteilt:

  • 37 Kinder mit Eisenmangelanämie („iron deficiency anemia“, IDA)

  • 63 Kinder mit Eisenmangel ohne Anämie („nonanemic iron deficiency”, NAID)

  • 30 Kinder mit normalem Eisenstatus („iron sufficiency“, IS)

Nach vier Monaten waren noch 116 Kinder beteiligt. Diese wurden in folgende zwei Gruppen eingeteilt: chronischer Eisenmangel (32 Kinder mit IDA bei Studienbeginn und 9 Kinder mit anhaltendem NAID) oder kein Eisenmangel (29 Kinder mit IS bei Studienbeginn und 46 Kinder mit behobenem NAID).

Nach einem Jahr lagen noch Daten von 91 Kindern vor, 31 fielen in die Gruppe mit chronischem Eisenmangel, 60 in die Gruppe ohne Eisenmangel.

Nach vier und zwölf Monaten hatten sich zwar die Eisenwerte verbessert, in kognitiven Tests (Early Learning Composite) ergaben sich jedoch Unterschiede. Die Kinder mit chronischem Eisenmangel schnitten um sechs bis sieben Punkte schlechter ab als Kinder ohne Eisenmangel.

Dies zeigt, so schreiben die Forscher, dass die kognitiven Defizite trotz ausreichender Substitution über einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft bestehen bleiben können. Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Zahl der Studienteilnehmer recht klein war und die Nachbeobachtung nur 12 Monate betrug. Zukünftige Forschungsarbeiten sollten daher die Ergebnisse einer Screening-Strategie auf der Grundlage der Früherkennung von Eisenmangel unter Verwendung von Serumferritin in den Fokus rücken.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: Argie Gingoyon et al.: Chronic Iron Deficiency and Cognitive Function in Early Childhood (Pediatrics 2022; online 22. November)