Wenn Jugendliche von Mitschülern schikaniert werden, greifen sie häufiger zu Analgetika. Das ist selbst dann der Fall, wenn sich die deren Beschwerden nicht groß von denen anderer Schülern unterscheiden.

Aufgrund von Mobbing in der Schule werden gehäuft somatische Beschwerden bei schikanierten Schülern festgestellt, die dann zu einem erhöhten Schmerzmittelkonsum führen. Eine Studie mit Daten aus Island hat nun zu dem überraschenden Ergebnis geführt, dass der Schmerzmittelgebrauch bei gemobbten Schülern auch dann noch höher ist, wenn sie über vergleichbare starke Schmerzen klagen wie nicht schikanierte Kinder.

Zu diesem Schluss kommen Gesundheitsforscher von der Universität in Kristianstad in Schweden, nachdem sie Resultate der internationalen WHO-Studie „Health behavior in school-aged children“ (HBSC) für Island bei rund 10.600 Kindern im Alter von 11–15 Jahren ausgewertet hatten. Etwa fünf Prozent gaben an, in den vergangenen vier Wochen mindestens zweimal gemobbt worden zu sein. Der Anteil ist damit in Island nur etwa halb so hoch wie in anderen Ländern.

Dennoch nahmen schikanierte Schüler deutlich häufiger mindestens einmal pro Woche Medikamenten gegen Kopfschmerzen ein als nicht gemobbte (46 versus 30 Prozent), Ähnliches galt auch für Bauchschmerzen (31 versus 14 Prozent), Rückenschmerzen (18 versus 8 Prozent) sowie Schulter- und Nackenschmerzen (22 versus 9 Prozent).

Mädchen nahmen nach eigenen Angaben insgesamt häufiger Schmerzmittel ein als Jungen, bei Jungen waren die Differenzen zwischen schikanierten und nicht gemobbten Schülern geringer als bei Mädchen. Daher steige bei gemobbten Schülern auch die Gefahr, eher chronische Schmerzkrankheiten wie Migräne zu entwickeln und zu einem Medikamentenmissbrauch zu kommen. Ein hoher Analgetikakonsum sollte daher sowohl für Eltern als auch insbesondere für die Pädiater stets ein Warnsignal sein, um noch rechtzeitig gegensteuern zu können.


Quelle: Springer Medizin | ras