Um die Überlebenschancen zu erhöhen, sollte die Indikation zur Thrombozytentransfusion reflektiert und "streng" gestellt werden.
Etwa 10 % der neugeborenen Kinder kommen vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt. Eine bedeutsame Komplikation, insbesondere bei sehr unreifen frühgeborenen Kindern, ist die Thrombozytopenie. Kontrovers wurde in der Vergangenheit diskutiert, bei welchem Grenzwert eine Transfusion bei Thrombozytopenie klinisch sinnvoll erscheint. Hierzu wurde eine randomisierte Studie in den Vereinigten Staaten durchgeführt. In die Untersuchung eingeschlossen wurden 660 frühgeborene Kinder < 34 SSW (Median 26,6 SSW, medianes Geburtsgewicht 740 g) mit einer Thrombozytopenie < 50/nl. Ausschlusskriterien waren höhergradige intraventrikuläre Blutungen, eine Immunthrombozytopenie und ein sehr schlechter klinischer Zustand, der vermuten ließ, dass kein längeres Überleben zur erwarten war. Es wurden Thrombozytentransfusionen in einem randomisierten Studiendesign einerseits ab ≥ 50/nl und in einer zweiten Gruppe ab ≥ 25/nl durchgeführt. Primärer Endpunkt der Untersuchung war der Tod der Kinder oder eine schwere Blutung innerhalb von 28 Tagen nach der Randomisierung.
Jene Kinder, die ein Thrombozytenkonzentrat bereits bei einer Thrombozytenzahl ≥ 50/nl erhielten, wiesen eine höhere Sterblichkeit auf, als solche, welche ab ≥ 25/nl transfundiert worden sind (Odds Ratio 1,57; 95-%-Konfidenzintervall 1,06 – 2,32, p = 0,02). Die Rate schwerer, unerwünschter Nebenwirkungen im Rahmen der Transfusion unterschied sich in beiden Gruppen nicht.
Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2019; 90 (5) Seite 316