Die Anzahl der an Plötzlichem Kindstod (SIDS) verstorbenen Säuglinge hat sich durch konsequente Aufklärung über die Risikofaktoren deutlich reduziert. Ein US-Forschungsteam hat die aktuell gültigen Risikofaktoren in einer populationsbasierten Studie nun evaluiert.

Die Anzahl dieser tragischen Todesfälle lag in Deutschland in den Jahren von 1985 bis 1993 noch über 1.000 Fällen. Im Jahr 2020 wurden 84 Fälle von SIDS in Deutschland bekannt. In den USA wurde ein vergleichbarer Rückgang der Fallzahlen beobachtet, der zumeist vor allem auf das Vermeiden der Bauchlage des Säuglings beim Schlafen zurückgeführt wird.

Dr. Sharyn Parks (Center for Disease Control and Prevention, CDC, in Atlanta, Georgia) und ihre Kolleginnen haben sich nun nochmals mit dem Zusammenhang zwischen bestimmten Schlafpraktiken und plötzlichen Todesfällen bei Säuglingen beschäftigt. Dabei wurde zwischen Erstickungsfällen im Schlaf und Fällen mit ungeklärter Ursache einschließlich SIDS unterschieden. Die Forscherinnen nutzen für die Studie die Daten vom „Sudden Unexpected Infant Death (SUID) Case Registry des CDC“. Die Daten von Babys aus dem „Pregnancy Risk Assessment Monitoring System (PRAMS)“ dienten als Kontrollen. Sowohl die verstorbenen Kinder als auch die Säuglinge in der Kontrollgruppe waren zwischen zwei und neun Monate alt. In beiden Registern werden zahlreiche Angaben zu den Gewohnheiten und Verhaltensweisen der Mütter (Gestationsalter bei Geburt, Geschlecht, Rasse, Stillen, Alter der Mutter, Anzahl der Geburten, Rauchen der Mutter die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen) wie auch zu den Schlafgewohnheiten und der Schlafumgebung der Säuglinge erfragt.

Das Forschungsteam kam zu diesen Ergebnissen

  • Wenn das Kinderbett (Unterlage, Matratze, Bettdecke) zu weich ist, war der Tod durch Ersticken mit einem 16-fachen Anstieg und einem fünffachen Anstieg des ungeklärten Kindstods assoziiert.

  • Die Wahrscheinlichkeit zu ersticken war bei Kindern, die nicht in einem Kinderbett oder Stubenwagen schliefen, viermal höher. Für ungeklärte Todesfälle bei Säuglingen wurde hingegen kein Zusammenhang mit dem Bett festgestellt.

  • Bei einem nicht in Rückenlage schlafenden Kind, war die Wahrscheinlichkeit des Erstickens fast doppelt so hoch und die Wahrscheinlichkeit des ungeklärten Kindstods um 60 % erhöht.

  • Der Risikofaktor für einen Erstickungstod war bei Kindern, die nicht im Schlafzimmer der Eltern schliefen, um das 19-fache, bei einer ungeklärten Todesursache um das 8-fache erhöht.

  • Bei Babys, die in einem Bett mit einer anderen Person teilten, ergab sich ebenfalls ein etwas höheres Risiko.

Bereits bekannte Risikofaktoren bestätigten sich:

  • Die Mütter der verstorbenen Säuglinge waren häufig jünger als die Kontrollmütter;

  • mütterliches Rauchen während der Schwangerschaft;

  • fehlende pränatale Betreuung;

  • Mehrlingsgeburten und Frühgeburten.

Der Anteil der Fälle von plötzlichem Kindstod von Müttern mit drei oder mehr Lebendgeburten und Müttern, die nicht stillten, war zudem höher als bei den Kontrollen.

Ein wenig überrascht die Erkenntnis, dass das Schlafen in Seiten- oder Bauchlage die schwächste Assoziation zum unklaren Kindstod hatte. Die Forschungsgruppe führte dies auf die Kampagne „Back to Sleep“ zurück, die in den USA im Jahr 1994 startete. Zu diesem Zeitpunkt schliefen nur 17 % der Säuglinge in Rückenlage, im Jahr 2019 waren es dagegen 80 % der Kinder.

Die Autorinnen der Studie räumen jedoch ein, dass die Angaben auf Selbstauskünften der Eltern beruhten. Außerdem würden Familien mit einem höheren SIDS-Risiko (ethnische Minderheit, niedriger Bildungsstand, bereits an SIDS verstorbenes Kind) häufig keine Angaben machen. PRAMS berücksichtigt außerdem nur die Daten der Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten, jüngere Neugeborenen mit einem hohen SIDS-Risiko sind demnach ausgeschlossen. Zu bedenken sei auch, dass SIDS-Todesfälle fast ausschließlich auftreten, wenn die Kinder unbeobachtet sind und so über den Hergang nur spekuliert werden könne.

Fazit: Um die Risiken für einen unklaren, plötzlichen Säuglingstod oder Erstickungstod zu verringern, sollten nach den Ergebnissen der Studie die Kinder in einem eigenen Bett im Eltern-Schlafzimmer schlafen. Die Eltern sollten dabei unbedingt darauf hingewiesen werden, keine zu weichen Matratzen, Unterlagen oder Bettdecken zu verwenden.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: Dr. Sharyn Parks und Kollegen: Risk Factors for Suffocation and Unexplained Causes of Infant Deaths; in: Pediatrics (2023) 151 (1): e2022057771. https://doi.org/10.1542/peds.2022-057771