Inwieweit können Säuglinge mit einer Bronchiolitis auch außerhalb einer Intensivstation von einer Highflow-Sauerstofftherapie profitieren? Eine neuseeländische Arbeitsgruppe liefert interessante Ergebnisse.

Eine sogenannte Highflow-Sauerstofftherapie über die nasale Applikation hat sich als relativ neue Methode zur Therapie von Atemwegserkrankungen bei Neonaten, Säuglingen, Kindern und Erwachsenen mit Atemwegserkrankungen herausgestellt. Es handelt sich um eine Zufuhr von angefeuchteter und beheizter Luft, die mit Sauerstoff versetzt ist und über eine nasale Kanüle mit einem positiven Atemwegsdruck verabreicht wird.

Mittels Observationsstudien und unter Beachtung der Physiologie konnte herausgefunden werden, dass die Behandlung zu einer deutlich verminderten Atemarbeit führt und damit einen erheblichen Einfluss auf Intubationsraten und Komplikationen hat.

Eine neuseeländische Arbeitsgruppe hat in einer Multicenterstudie in randomisiert-kontrollierter Weise Säuglinge mit einer Bronchiolitis eingeschlossen. Es wurden Kinder untersucht, die einen Sauerstoffbedarf aufwiesen. Zwei Studiengruppen ließen sich etablieren: eine Highflow-Gruppe und eine Standardtherapie-Gruppe. In der Standardtherapie wurde den Säuglingen Sauerstoff mit maximal 2 l/Min. appliziert.

Der primäre Studienendpunkt war die Verhinderung einer Eskalation. Diese wurde definiert als ≥ 3 von 4 klinischen Kriterien: persistierende Tachykardie, Tachypnoe, Hypoxämie und allgemeiner medizinischer Zustand. Der sekundäre Studienendpunkt war die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, Dauer der Sauerstoffapplikation oder die Notwendigkeit einer intensivtherapeutischen Behandlung. Insgesamt wurden 1.472 Säuglinge analysiert. In der Highflow-Gruppe bestand die Notwendigkeit einer Therapieänderung wegen klinischer Eskalation bei 12 % der Säuglinge (87 von 739). In der Standardtherapie-Gruppe waren es 23 % (167 von 733). Der Unterschied war somit statistisch signifikant (p < 0,001). Bezüglich der Krankenhausaufenthaltsdauer oder der Anwendungsdauer von Sauerstoff ließen sich keine signifikanten Unterschiede ausmachen. In jeder Gruppe trat je ein Fall mit Pneumothorax auf. Von 167 Kindern aus der Standardtherapie-Gruppe mit einem Therapieversagen konnten 102 (61 %) mit einer Highflow-Therapie erfolgreich behandelt werden.

Die Autoren schlussfolgern aus ihrer umfangreichen Studie, dass Säuglinge mit einer Bronchiolitis auch außerhalb einer Intensivstation von einer Highflow-Sauerstofftherapie profitieren und damit signifikant niedrigere Raten für eine Therapieeskalation verbunden sind.

Kommentar:
Die Studie analysiert in wissenschaftlicher Weise eine "geübte Praxis". Eine so genannte Highflow-Therapie wird in den meisten Kliniken für Kinder und Jugendliche auf den Intensivstationen durchgeführt. Bemerkenswert ist, dass gerade zur Vermeidung eines Intensivstationsaufenthaltes das Verfahren auf peripheren Stationen in Neuseeland verwendet wurde. Ein interessanter Ansatz, insbesondere mit Blick auf die Intensivkapazitäten während der "Infektionssaison".

Literatur
Franklin D et al. (2018) A randomized trial of high-flow oxygen therapy in infants with bronchiolitis. N Engl J Med 378: 1121


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2018; 89 (5) Seite 304