Durchfall und Verstopfung sind häufige Themen in Kinderarztpraxen. Eltern sind oft unsicher, wie hoch die „normale“ Stuhlfrequenz bei Säuglingen und Kleinkindern sein sollte. Was gilt als normal und wann spricht man von Durchfall und Verstopfung und wann von einer Defäkationsstörung?

Dieser Frage ging eine niederländische Forschungsgruppe in einem systematischen Review mit Metaanalyse nach. Das Team um Desiree F. Baaleman von der Universität Amsterdam schloss 75 Studien mit 16.393 Kindern aus 43 Ländern und mehr als 40.000 Messungen der Stuhlfrequenz und/oder Stuhlkonsistenz in die Untersuchung ein. Ziel der Studie war es, die normale Stuhlfrequenz und -konsistenz bei gesunden Kindern im Alter von null bis vier Jahren zu bestimmen. Die gewonnenen Daten können als Richtlinie für die Definition eines normalen Stuhlverhaltens bei Säuglingen und Kleinkindern verwendet werden.

Die Studie bestätigte, dass es keine allgemeine Regel dafür gibt, wie oft ein Kind Stuhlgang haben sollte. Einige Kinder haben mehrmals täglich oder nach jeder Mahlzeit Stuhlgang, andere nur alle 3 bis 4 Tage. Vor allem bei gestillten Säuglingen gibt es keine Norm für die Häufigkeit des Stuhlgangs. Allerdings haben Kinder, die mit Muttermilch ernährt werden, die höchste durchschnittliche Anzahl von Stuhlgängen pro Woche (23,2), gefolgt von Kindern, die mit Formulanahrung ernährt werden (13,7) und Kindern, die beides erhalten (20,7). Gestillte Säuglinge hatten einen weicheren Stuhl im Vergleich zu Säuglingen, die mit Formulanahrung gefüttert wurden. Darüber hinaus wurden keine signifikanten Unterschiede in der Stuhlfrequenz oder -konsistenz zwischen Mädchen und Jungen gefunden.

Säuglinge im Alter von bis zu 14 Wochen haben im Allgemeinen eine höhere und variablere Stuhlfrequenz als ältere Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 15 Wochen bis 4 Jahren. Jüngere Säuglinge bis 14 Wochen hatten im Durchschnitt 21,8 Stuhlgänge pro Woche, ältere Säuglinge und Kleinkinder 10,9 Stuhlgänge pro Woche.

Gesunde jüngere Säuglinge (1,5 Prozent) hatten seltener harten Stuhl als ältere Säuglinge und Kleinkinder (10,5 Prozent), und mit zunehmendem Alter nahm die Häufigkeit von weichem oder wässrigem Stuhl ab. (27,0 Prozent bei den jüngeren gegenüber 6,2 Prozent bei den älteren Säuglingen und Kleinkindern). Diese Veränderungen in der Stuhlhäufigkeit und -konsistenz beruhen nach Einschätzung des Forscherteams auf der veränderten Häufigkeit der Nahrungsaufnahme, der Zusammensetzung der Nahrung, der Entwicklung der Darmflora, der Magenentleerungszeit und den entwicklungsbedingten Veränderungen der Passagezeit im Magen-Darm-Trakt. Ein Zusammenhang zwischen dem geografischen Standort und dem Defäkationsverhalten konnte jedoch nicht beobachtet werden. Dabei hatten die Autoren der Studie erwartet, dass sich die Stuhlgewohnheiten von Kleinkindern in verschiedenen Ländern aufgrund unterschiedlicher Ernährungsgewohnheiten - wie z.B. der Aufnahme von Ballaststoffen und dem vermehrten Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln - unterscheiden würden.

Nach Ansicht der Forschungsgruppe sollte bei jungen Säuglingen bei häufigem harten Stuhl auf Anzeichen für die Entwicklung von Defäkationsstörungen wie funktionelle Verstopfung geachtet werden, da nur sehr wenige junge Säuglinge eine harte Stuhlkonsistenz aufwiesen.

Katharina Maidhof-Schmid


Desiree F. Baaleman, Carrie A. M. Wegh et al. What are Normal Defecation Patterns in Healthy Children up to Four Years of Age? A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of Pediatrics. Vol. 261, October 2023.