Können gesundheitliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion auch Kinder treffen? Eine prospektive Studie aus Kanada untersuchte dies.

Zur Häufigkeit von Long COVID bei Kindern gibt es je nach Studie bezüglich der Ergebnisse extreme Varianzen. Dies dürfte nicht nur mit unterschiedlichen Definitionen von Long COVID zusammenhängen, sondern auch damit, dass häufig nicht berücksichtigt wird, ob die Kinder vor der Infektion schon Long-COVID-ähnliche Langzeitbeschwerden hatten. Wird die Long-COVID-Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angelegt und werden Erkrankungen von Kindern bereits vor einer Infektion erfasst, liegt das Erkrankungsrisiko für Schulkinder einer kanadischen Studie zufolge bei unter einem Prozent.

Eine Forschungsgruppe um Lyndsey Hahn von der University of Alberta in Edmonton hat den Gesundheitszustand von 1.026 Kindern im Alter von 8–13 Jahren, die noch nicht an COVID-19 erkrankt waren, für maximal eineinhalb Jahre detailliert beobachtet (JAMA Ped 2023; online 18. September). Um zu den Ergebnissen zu gelangen, mussten die Eltern alle zwei Wochen etwaige Symptome ihrer Kinder dokumentieren

Als Long COVID galten dabei neue Symptome, die innerhalb von drei Monaten nach einer positiven SARS-CoV-2-PCR einsetzten und über mindestens acht Wochen, anhielten. Von 453 Kindern, die sich mit SARS-CoV-2 infizierten, konnten bei 271 Studienteilnehmern komplette Daten nach dem Drei-Monats-Intervall erstellt werden. Von ihnen entwickelte nur eines Long-COVID, die Prävalenz betrug damit 0,4 Prozent.

Die Mehrzahl der Kinder war zwei Wochen nach dem Infektionsnachweis symptomfrei. Allerdings konnten diejenigen Kinder, bei denen schon vor der COVID-19-Erkrankung regelmäßig gesundheitliche Beschwerden auftraten, bei weitem nicht so schnell auf eine baldige Beschwerdefreiheit hoffen. Dies traf vor allem auf Husten, Fieber und Fatigue zu, aber auch auf Rhinitis sowie Hals- und Kopfschmerzen. Hier war der Zusammenhang zwischen dem Auftreten vor der Infektion und einem verzögerten postinfektiösen Abklingen signifikant.

Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts werden diese Ergebnisse allerdings ein wenig relativiert. Denn es lägen noch keine Ergebnisse vor, welche durch Long COVID verursachte Beschwerden in welchen speziellen Altersstufen bei Kindern gegebenenfalls doch gehäufter auftreten könnten.

Raimund Schmid


Quelle: Hahn LM, Manny E, Mamede F, et al. Post–COVID-19 Condition in Children. JAMA Pediatr. Published online September 18, 2023. doi:10.1001/jamapediatrics.2023.3239