Bei Influenza, Keuchhusten und auch (im Studienkontext) RSV ist die maternale Immunisierung ein geprüftes Konzept zur Verhinderung der Infektionskrankheit im frühen Säuglingsalter. Ist dieses Konzept auch bei SARS-CoV-2 wirksam?

Säuglinge, insbesondere in den ersten 6 Lebensmonaten, weisen ein höheres Risiko für eine komplizierte COVID-19-Erkrankung auf. Eine Impfprävention steht aber in diesem Alter nicht zur Verfügung. Eine amerikanische Studiengruppe hat daher die Möglichkeit eines transplazentaren Antikörpertransfers nach maternaler Immunisierung und die hieraus resultierende Schutzwirkung auf die Neugeborenen untersucht.

In einem Fall-Kontroll-Test-negativen-Studiendesign wurde die Wirksamkeit der maternalen Immunisierung während der Schwangerschaft gegen die Hospitalisationen wegen COVID-19 bei Säuglingen jünger als 6 Monate untersucht. In die Studie wurden 30 Krankenhäuser eingeschlossen.

Werdende Mütter wurden mit 2 Dosen einer mRNA-Vakzine geimpft. Je nach Pandemieverlauf war dies ein Delta-adaptierter bzw. Omikron-adaptierter Impfstoff. 537 Kindern mit einer COVID- 19-Erkrankung wurden 512 Kontrollsäuglingen gegenübergestellt. 16 % der an COVID-19 erkrankten Kinder hatten Mütter, die vollständig gegen COVID-19 in der Schwangerschaft geimpft worden sind. In der Kontrollgruppe waren dies 29 %. Von den erkrankten Säuglingen benötigten 113 (21 %) eine Intensivbehandlung. Bei 64 Kindern war eine Beatmung notwendig. Zwei Säuglinge starben an COVID-19. Beide Mütter waren nicht während der Schwangerschaft geimpft worden.

Aus den Daten ließ sich eine Wirksamkeit der maternalen Immunisierung mit Schutz vor Hospitalisation wegen COVID- 19 bei jungen Säuglingen mit 52 % (95 %-KI 60 – 90) während der Delta-Periode und nur 38 % (95 %-KI 8 – 58) während der Omikron-Periode ermitteln. Die „effectiveness“ lag bei 69 % (95 %-KI 50 – 80), wenn die werdenden Mütter nach 20 Schwangerschaftswochen (SSW) geimpft wurden, und bei nur 38 % (95 %-KI 3 – 60), wenn die Impfung innerhalb der ersten 20 SSW erfolgte. Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass die maternale Immunisierung mit 2 Dosen eines mRNA-Impfstoffs mit einem reduzierten Risiko für Hospitalisaion wegen COVID-19 bei jungen Säuglingen assoziiert war.

Kommentar:
Bei Influenza, Keuchhusten und auch (im Studienkontext) RSV ist die maternale Immunisierung ein geprüftes Konzept zur Verhinderung der Infektionskrankheit im frühen Säuglingsalter. Prinzipiell ist dieses auch bei SARS-CoV-2-Infektionen möglich. Die Wirksamkeit ist jedoch eingeschränkt und stammabhängig.

Literatur
Halasa NB et al. (2022) Maternal Vaccination and Risk of Hospitalization for Covid-19 among Infants. N Engl J Med 387: 109


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (3) Seite 158