Schlafstörungen sind bei Erwachsenen typische Symptome einer depressiven Erkrankung: Eine schlechte Schlafqualität kann aber auch bei Kindern der Auslöser für Depressionen sein.

Eine kanadische Studie hat nun genau untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Schlafstörungen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen bestehen. Dr. Cecilia Marino (Universität Toronto) und ihre Arbeitsgruppe haben in einer prospektiven Kohortenstudie die Daten von 1.689 Kindern (852 weiblich [50,4 %]) und 1113 Jugendlichen (595 weiblich [53,5 %]) analysiert. Die Untersuchung zu Schlafstörungen fand im Rahmen der Quebec Longitudinal Study of Child Development (QLSCD) statt. Diese seit 1997 laufende Studie untersucht die langfristigen Zusammenhänge der körperlichen, kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung im Vorschulalter mit der biopsychosozialen Entwicklung in der Kindheit, Jugend und im jungen Erwachsenenalter. Die Daten wurden über 8 Wellen im Alter zwischen 5 Jahren (2003) und 17 Jahren (2015) erhoben. Assoziationen wurden durch Cross-Lagged-Modelle in der Kindheit (5, 7 und 8 Jahre) und im Jugendalter (10, 12, 13, 15 und 17 Jahre) getestet.

Die Daten wurden von Februar bis Oktober 2021 analysiert. Cross-Lagged Panelmodelle (CLP) werden in der Sozialforschung eingesetzt, um wechselseitige kausale Einflüsse zu untersuchen. Primäre Endpunkte waren Schlafstörungen und depressive Symptome. Schlafstörungen wurden von den Eltern gemeldet und umfassten Schlafdauer, Wachzeit im Bett, Tagesschläfrigkeit, Sprechen im Schlaf, Schlafwandeln, Nachtangst und Alpträume. Depressive Symptome bei Kindern wurden von den Eltern berichtet (Child Behavior Checklist und Revised Ontario Child Health Study Scales). Von Jugendlichen kamen die Angaben selbst (Mental Health and Social Inadaptation Assessment for Adolescents).

Bei Kindern von 5 bis 9 Jahren konnten die Forschenden zu allen Zeitpunkten signifikante bidirektionale Assoziationen zwischen depressiven Symptomen und gestörtem Schlaf erkennen, die auf Kaskadenprozesse hinweisen. Im Jugendalter zwischen 10 und 12 Jahren wurden signifikante bidirektionale Assoziationen von depressiven Symptomen zu Schlafstörungen (und umgekehrt) gefunden. Zwischen 12 und 13 Jahren waren depressive Symptome leicht mit Schlafstörungen verbunden (β = 0,05; 95 % KI, 0,001–0,10). Schlafstörungen und depressive Symptome waren aber nicht mehr eng korreliert.

Nach Ansicht der Wissenschaftler deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass Schlafstörungen mit der Konsolidierung depressiver Symptome ab der Kindheit assoziiert sind, was wiederum mit anhaltenden Schlafproblemen einhergeht. Vor allem bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren sollte rechtzeitig interveniert werden, um über eine Verbesserung der Schlafqualität langfristig depressive Symptome abzuschwächen und ihnen vorzubeugen.


Quelle:
Ceilia Marino et al. Association Between Disturbed Sleep and Depression in Children and Youths A Systematic Review and Meta-analysis of Cohort Studies. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.2373.

Katharina Maidhof-Schmid