Zwischen Stimmungsstörungen, Schizophrenie und Angststörungen und Schielen besteht ein Zusammenhang Diese Erkrankungen treten bei schielenden Kindern teilweise doppelt so häufig auf wie bei Kindern ohne diese Sehstörung.

Dies geht aus den Ergebnissen einer amerikanischen Studie hervor, in der der Zusammenhang zwischen Strabismus und psychischen Erkrankungen bei Kindern untersucht worden ist. Laut dieser in der JAMA Ophthalmology veröffentlichten Studie analysierte Yoon H. Lee University of California/Los Angeles mit seinem Team die Versicherungsdaten von mehr als 12 Millionen Patienten, die im Zeitraum vom 1. Januar 2007 und dem 31. Dezember 2017 bei einer Krankenkasse versichert waren. In der Datenbank werden Diagnosen, Medikamentenverordnungen, Laborresultate und soziodemografische Daten von Versicherten aus allen Teilen der USA erfasst. Für die Querschnittsstudie wurden die Daten von Kindern und Jugendlichen ausgewertet, die zwischen 6 Monaten und 18 Jahren alt waren, das mittlere Alter betrug 8 Jahre. Als Kontrollgruppe wurden Kinder derselben Datenbank ausgewählt, die keine ophthalmologische Probleme aufwiesen. Die Strabismuskinder stammten deutlich häufiger aus Familien mit einem höheren Einkommen und einem besseren Bildungsniveau. Sie hatten oft auch noch zusätzliche Begleiterkrankungen.

Das Forscherteam um Dr. Lee konnte anhand der um die Odd ratio bereinigten Daten erhöhte Risiken für folgende psychische Störungen ermitteln:

  • Für eine Angststörung bei Kindern mit Strabismus war das Risiko verdoppelt (11,6% versus 6,4%)

  • Depressionen traten zu 61% häufiger auf (8,0% versus 6,3%)

  • Die Inzidenz für Bipolare Störungen war um 64% erhöht

  • Für eine Schizophrenie-Spektrum-Störung war die Inzidenz um 83% erhöht

  • Bei Suchtmittelmissbrauch gab es keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Schielen. Im Gegenteil: Kinder und Jugendliche mit Strabismus hatten sogar seltener Drogenprobleme als solche ohne Augenerkrankungen

Als mögliche Gründe für diese insgesamt vermehrten psychischen Probleme werden neben psychischen und sozialen Problemen (Hänseleien, Mobbing) und Schwierigkeiten beim Sport oder Unterricht durch die gestörte visuelle Funktion auch genetische Ursachen angenommen. Es seien inzwischen Genvarianten bekannt, die sowohl das Risiko für Schizophrenie als auch für Strabismus erhöhen.


Katharina Maidhof-Schmid