Die Zuckeraufnahme sollte nicht erst im Verlaufe der Kindheit, sondern bereits in den ersten 1.000 Tagen von der Empfängnis bis zum zweiten Lebensjahr begrenzt werden. Damit lässt sich das Risiko verringern, an Typ-2-Diabetes (T2D) und Hypertonie zu erkranken.
Das haben Wissenschaftler der University of Southern California in Los Angeles (Science 2024; online 31. Oktober) herausgefunden, wobei der Effekt umso größer ist, je länger die Zuckerdosis reduziert wird. Zudem zeigt sich bei Mädchen und Frauen ein deutlicherer Effekt als beim männlichen Geschlecht.
Die Daten der Forscher umfassen Zeiträume, die bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurückreichen. Konkret bis ins Jahr 1951, einer Zeit, in der durch die Zuckerrationierung in Großbritannien bis 1953 der Zuckerverbrauch auf weniger als 41 Gramm pro Tag begrenzt war und Kinder unter zwei Jahren überhaupt keinen Zucker erhielten. Danach verdoppelte sich ab 1953 der Zuckerkonsum und erreichte 1954 wieder 80 Gramm pro Tag.
In die Studie eingeflossen sind Daten von etwa 60.000 Personen im Alter von 51 bis 66 Jahren. Die Zucker-Rationierungsgruppe umfasste die Geburtsjahrgänge von 1951 bis 1954, die Kontrollgruppe, die Zucker wieder konsumierte, die Geburtsjahrgänge 1954 bis März 1956. Die Familienanamnesen für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren dabei vergleichbar.
Die Ergebnisse sind verblüffend: Das Risiko der Studienteilnehmer, die nur als Kind in der Gebärmutter der Zuckerrationierung ausgesetzt waren, war hinsichtlich einer Erkrankungswahrscheinlichkeit von T2D um 15 % und für Hypertonie um 6 % reduziert. Wenn die Erkrankungen dennoch auftraten, war dies bei Diabetes 1,46 Jahre und bei Hypertonie 0,53 Jahre später der Fall.
Nach über einem Jahr oder längerer Zuckerreduzierung fiel das Typ-2-Diabetes-Risiko sogar um 38 % und das Hypertonierisiko um 21 % geringer aus. Und auch der Krankheitsbeginn trat in dieser Gruppe deutlich später ein (bei Diabetes 4 Jahre und bei Hypertonie 2 Jahre).
Raimund Schmid