Mädchen und Jungen kommen immer früher in die Pubertät. Dies gilt – im besonderen Maß – auch für Jugendliche mit Typ-1-Diabetes.
Dies sind Erkenntnisse aus einer Studie, die aus einem großen multizentrischen Diabetesregister (Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg) aus den Jahren 2000 bis 2021 hervorgegangen ist. Für die Studie hat ein Forscherteam um Prof. Bettina Gohlke, Leiterin der Abteilung Pädiatrische Endokrinologie an der Uniklinik Bonn, die Daten von mehr als 13.000 Kindern im Alter von sechs bis 18 Jahren ausgewertet, bei denen zwischen 2000 und 2021 ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde. Die Daten stammten aus dem Deutschen Register für Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation.
Das Ergebnis: Der Beginn der Pubertät hat sich zwischen den Jahren 2000 und 2021 bei Jungen und Mädchen um ein halbes Jahr nach vorne verschoben. Die Mädchen in der Studie kamen demnach zu Beginn der 20-Jahres-Periode mit 11,48 Jahren in die Pubertät, am Ende bereits mit 10,93 Jahren. Bei den Jungen lagen diese Werte bei 12,62 bzw. 11,98 Jahren.
Diese Verschiebung war umso ausgeprägter, je länger die Kinder bereits an Diabetes litten, je höher der BMI war und je niedriger ihre Blutzuckerwerte waren. Dass sich der Pubertätsbeginn bei Mädchen mit T1D nach vorne verschiebt, war bereits aus früheren Studien bekannt. Dass dies aber in mindestens vergleichbarem Ausmaß auch für Jungen gilt, ist neu.
Diese Erkenntnisse sind nach der Interpretation von Gohlke deshalb von großer Bedeutung, weil die metabolische Kontrolle des Diabetes und die Pubertät aufeinander einwirken, wobei dabei eine Verbindung zu abnehmender Insulinsensitivität besteht.
Katharina Maidhof-Schmid