Es sind kleine, aber feine Unterschiede: Die abendliche Bildschirm-Nutzung von Jugendlichen beeinträchtigt deren Schlafqualität und -dauer nicht, die Zeit vor einem Bildschirm direkt vor dem Einschlafen im Bett hingegen schon. Das hat auch Folgen für die Beratung von Pädiatern.
Nach den von einem Forschungsteam der neuseeländischen Universität Otago nun veröffentlichten Ergebnissen (JAMA Pediatr 2024; online 3. September) scheinen die Bildschirmzeit im Bett sowie Interaktivität beziehungsweise Multitasking wesentliche Faktoren für einen gestörten Schlaf zu sein. Ermittelt wurden diese Erkenntnisse mit Hilfe einer Kohortenstudie, in die 79 Jugendliche mit einem durchschnittlichen Alter von 13 Jahren einbezogen wurden und bei denen die Bildschirmzeit mittels tragbarer oder stationärer Videokameras ab zwei Stunden vor dem Schlafengehen bis zum ersten Einschlafversuch in vier nicht aufeinanderfolgenden Nächte erhoben wurde. Dabei wurden sämtliche passive (Lesen, Browsen) wie interaktive Aktivitäten (Gaming, Multitasking) vor dem Bildschirm erfasst und dabei das Schlafverhalten mittels Accelerometrie eruiert.
Die Ergebnisse waren überraschend eindeutig: Die Bildschirmzeit in den zwei Stunden vor dem Schlafengehen hatte keine Folgen auf die meisten Indikatoren der Schlafgesundheit in der folgenden Nacht. Fand der – insbesondere interaktive - Bildschirmkonsum hingegen nach dem Ins-Bett-Gehen bis zum Einschlafversuch statt, verzögerten diese Aktivitäten den Beginn des Schlafs. Und zwar jeweils um zehn Minuten für jede zehn Minuten mehr Screen-Time. Im Schnitt hatte das ein verzögertes Einschlafen (im Mittel von 41 Minuten nach Gaming und Multitasking im Bett) zur Folge und wirkte sich auch auf den Gesamtschlaf (35 Minuten weniger) aus.
Die Pädiater sollten daher die bisher gängigen Empfehlungen an die Eltern und Jugendlichen - Einschränkung jeglicher Bildschirmzeit bereits vor dem Schlafengehen – revidieren, raten die neuseeländischen Forscher. Vielmehr sollte die Kinder- und Jugendmediziner nun die Devise herausgeben, auf die Bildschirmzeit im Bett gänzlich zu verzichten oder diese zumindest so weit wie möglich einzuschränken.
Raimund Schmid