In einer Untersuchung wurden Daten von 14.926 Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1.500 g in Bezug auf Sepsitiden analysiert. Dabei wurden Risikofaktoren und die häufigsten Erreger identifiziert. Die Autoren leiten daraus Maßnahmen ab, um die Häufigkeit von Sepsitiden zu reduzieren.

Schwere Sepsisverläufe stellen eine bedeutsame Todesursache bei Neugeborenen dar. Die Kenntnisse zur Epidemiologie, Risikofaktoren und den beteiligten Pathogenen ist von besonderer Bedeutung, um Behandlungsstrategien zu verbessern. In einer Untersuchung des „German Neonatal Network“ wurden Daten von 14.926 frühgeborenen Kindern mit einem Geburtsgewicht < 1.500 g und einem Gestationsalter zwischen 22 0/7 Wochen und 31 6/7 Wochen aus dem Zeitraum von Januar 2009 bis Dezember 2017 mit Bezug auf „Early onset“-Sepsitiden (EOS) und „Late onset“-Sepsitiden (LOS) analysiert. EOS traten bei 1,1 % der Frühgeborenen und LOS bei 11,9 % der Frühgeborenen auf.

E. coli wurde als häufigstes Pathogen bei EOS identifiziert, Koagulase-negative Staphylokokken (CNS) traten am häufigsten bei LOS auf (Tab. 1). In 8,4 % der EOS-Fälle wurden Pathogene identifiziert, die mehrfach resistent für eine antiinfektive Therapie waren. Im Vergleich hierzu waren es bei LOS-Fällen 3,9 %. Risikofaktoren für EOS (Tab. 2) waren ein niedriges Gestationsalter, das Vorliegen einer Amnioninfektion oder Spontanpartus. Risikofaktoren für LOS (Tab. 3) waren ein niedriges Gestationsalter, „Small for Gestation Age“ (SGA), die Versorgung mit zentralvenösen Kathetern, endotracheale Ventilation und eine Vorgeschichte mit EOS. Sowohl EOS als auch LOS waren unabhängig assoziiert mit schwerwiegenden Verläufen bzw. einem negativen „outcome“.

Die Autoren der Studie schließen aus ihren Daten, dass die neonatale Sepsis eine relevante Morbidität und Mortalität bei VLBW hervorruft und sowohl E. coli als auch CNS die prävalenten Pathogene sind. Sie schlagen vor, mittels Antibiotic Stewardship, Überprüfung der Hygienestandards sowie Ernährungsstrategien die Häufigkeit von Sepsitiden bei VLBW zu reduzieren.

Kommentar
Die Daten sind nützlich und wichtig, demonstrieren sie doch, dass Fremdkörper wie Einschwemmkatheter oder ein zögerlicher Kostaufbau relativ einfach zu verändernde Variablen sind zur Verhinderung von Sepsitiden. Die Daten müssen im Zusammenhang mit lokalen Strategien betrachtet werden, um das Auftreten von EOS und LOS zurückzudrängen.

Literatur
Köstlin-Gille N et al. (2020) Epidemiology of early and late Onset Neonatal Sepsis in very Low Birthweight infants. Pediatr Infect Dis J 40 (3): 255-259


Autor
Univ.-Prof. Dr. Markus Knuf

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (2) Seite 78