Dreimonatskoliken beim Baby können Eltern zur Verzweiflung bringen. In ihrer Not, wenn nichts hilft, versuchen sie auch mit Hilfe von alternativmedizinischen Behandlungen wie Osteopathie und Chiropraktik die Koliken des Kindes zu behandeln. Doch wie wirksam sind diese Behandlungsmethoden?

Wenn ein Baby übermäßig viel schreit und sehr unruhig ist, spricht man von einem Schreibaby und es werden oft Koliken als Ursache des Schreiens vermutet. Das Schreien beginnt meist mit der zweiten Lebenswoche und endet bei einem Großteil der betroffenen Babys im Laufe des vierten Monats, daher der Begriff „Dreimonatskoliken“. Bei manchen Kindern dauert diese Phase jedoch das gesamte erste Lebenshalbjahr über an. Normalerweise schreit ein Baby - wenn es hungrig oder müde ist - etwa 30 Minuten pro Tag. Ein „Schreibaby“ dagegen schreit mindestens an drei Tagen in der Woche täglich mehr als drei Stunden und dies über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen hinweg. Die Kinder lassen sich kaum oder überhaupt nicht beruhigen, sind sehr unruhig, können nicht einschlafen oder durchschlafen. Abgesehen vom exzessiven Schreien sind die Babys meist gesund und gedeihen gut.

Die verzweifelten Eltern versuchen alles Erdenkliche, um das Kind zu beruhigen und wenden sich daher häufig auch an alternativmedizinische Therapeuten, die Osteopathie und Chiropraktik anbieten. Ein spanisches Team an der „Universitat Internacional de Catalunya“ in Barcelona hat nun in einer Metaanalyse untersucht, wie wirksam diese Behandlungsmethoden sind. Ziel dieser Studie war es, ihre Wirksamkeit bei der Verringerung der Schreidauer und der Verlängerung der Schlafdauer bei Säuglingen mit Säuglingskoliken zu bewerten.

Im Rahmen der Studie erfolgte eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von Studien über Säuglingskoliken, in denen komplementär- und alternativmedizinische Techniken als Behandlung eingesetzt wurden. Die Ergebnisse wurden anhand der mit Weinen und/oder Schlafen verbrachten Stunden gemessen. Für die Studie sind die Datenbanken PubMed, Physiotherapy Evidence Database, Cochrane Library, Embase, Web of Science, Scopus, Osteopathic Medicine Digital Database und Google Scholar von Beginn an bis zum 11. November 2022 ausgewertet worden.

Das Team unter der Leitung von Sara Cabanillas-Barea konzentrierte sich auf fünf Studien mit 422 Säuglingen. Die methodische Qualität der randomisierten Kontrollstudien reichte von mittelmäßig bis hoch.

Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass die komplementärmedizinischen Behandlungen im Vergleich zu keiner Intervention nicht empfehlenswert sind, da die Schreidauer nicht verkürzt und auch die Schlafdauer nicht verlängert wurde. Die Ergebnisse stimmen mit mehreren Übersichtsarbeiten und Metaanalysen zu Dreimonatskoliken überein, in denen ebenfalls kein Effekt alternativmedizinischer oder komplementärer Verfahren nachgewiesen werden konnte.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: Sara Cabanillas-Barea et. al: Systematic review and meta-analysis showed that complementary and alternative medicines were not effective for infantile colic, First published: 29 April 2023 Acta paediatrica