Bei Erwachsenen kann Cannabis zur Behandlung schwerwiegender, therapieresistenter Erkrankungen verschrieben werden. Sind Cannabinoide auch für Kinder eine Option, wenn andere Medikamente nicht helfen und mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
Cannabinoide werden im Kindes- und Jugendalter zur Behandlung chronischer schwerer Schmerzzustände, therapieresistenter Epilepsie, bei Krebserkrankungen und bei Autismus-Spektrum-Störungen eingesetzt. Trotz des weit verbreiteten Einsatzes ist wenig über die Sicherheit, Wirksamkeit und Dosierung von Cannabisprodukten bei Kindern bekannt. Eine kanadische Forschungsgruppe untersuchte in einer Metaanalyse alle relevanten randomisiert-kontrollierten Studien, in denen Kinder und Jugendliche mit Cannabioiden behandelt wurden. Die häufigsten Indikationen für Cannabinoide waren medikamentenresistente Epilepsie (DRE) und Zytostatika-induziertes Erbrechen (CINV), seltener Autismus-Spektrum-Störungen, Schädel-Hirn-Traumata und Spastizität. Zur Anwendung kam vorrangig gereinigtes Cannabidiol (CBD), gefolgt von Nabilon, Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabisextrakt und Dexanabinol. Die Kontrolltherapie bestand außer bei CINV in einer Placebo-Behandlung.
Die Forschenden untersuchten, ob diese Therapien mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen verbunden sind und ob solche Therapien bereits kurzfristig mit einem erhöhten Risiko für u. U. schwere unerwünschte Ereignisse einhergehen können. Die häufigeren unerwünschten Ereignisse betrafen zum einen den Gastrointestinaltrakt, in Form von Appetitverlust, Zunahme von Diarrhö und Mundtrockenheit; diese Wirkungen ließen aber meist mit der Dauer der Anwendung nach. Noch deutlicher war unter den Cannabistherapien der Anstieg von ZNS-Nebenwirkungen: Das Risiko für Sedierung, Benommenheit, Euphorie und Somnolenz war zwei- bis fünfmal so hoch wie in den Vergleichsgruppen. Ebenfalls verfünffacht war das Risiko für verzerrtes Sehen sowie für erhöhte Serumspiegel von AST und ALT. Die behandelten Kinder waren außerdem deutlich öfter müde und lethargisch als die Kontrollkinder.
Das Team um Manik Chhabra von der University of Manitoba in Winnipeg rät deswegen zu einer sorgfältigen Risiko-Nutzen-Abwägung beim Gebrauch von Cannabinoiden bei Kindern bzw. zu besonderer Aufmerksamkeit für einschlägige Nebenwirkungen.
K. Maidhof-Schmid