Ohne MFAs wären Ärztinnen und Ärzte in den Praxen aufgeschmissen. Doch die Situation ist derzeit schwierig, Personal fehlt. Wie konnte es dazu kommen, und was ist zu tun? Eine Einschätzung von Kinderarzt Dr. Landzettel.

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat auch den Gesundheitsbereich erreicht. In vielen Regionen ringen Kliniken und Praxen zunehmend um die Gunst der MFAs und des sonstigen medizinischen Personals. Ohne MFAs wären wir Ärztinnen und Ärzte in den Praxen aufgeschmissen. Die vielfältigen Aufgaben (wie u. a. Anmeldung, Telefonanrufe, Labor, Assistenz, Funktionsdiagnostik, Qualitätsmanagement, Bestell- und Lagerorganisation) können wir nicht neben dem eigentlichen Auftrag, medizinisch tätig zu sein, leisten. Im kinderärztlichen Bereitschaftsdienst fallen häufig Schichten aus, weil auch dort nichtärztliches Personal fehlt.

Worin liegen die Gründe für diesen gefährlichen Rückgang und was ist zu tun? Seit Jahren registrieren wir einen Rückgang in den Bewerbungen der Auszubildenden. Andere Berufszweige scheinen hier lukrativer zu wirken. Die Qualität der Bewerber hat auch sichtlich nachgelassen. Immerhin bilden noch ca. 60 % [1] der Praxen MFAs aus und übernehmen diese auch gerne in die Anstellung nach erfolgreicher Abschlussprüfung. Die Stellen sind eigentlich beliebt. Denn eine jahrelange Betreuung von Patienten (Eltern) im vertrauensvollen Umgang und anerkennenden Respekt ist unbezahlbar und sie wirkt erfüllend.

Doch ausgebildete MFAs können sich zurzeit die bestbezahlte Arbeitsstelle aussuchen. Viele sind daher zum Beispiel in den Testzentren gelandet, obwohl in den Praxen die Gehälter in den letzten Jahren verdientermaßen um 5,7 % [2] gestiegen sind; Zuschläge und Sondervergütungen noch nicht mitgerechnet. Sollen hier die Gehälter weiter steigen, muss sich aber auch die Einnahmenseite der Praxen verbessern. Unverständnis bestand auch bei dem Chaos, wer den Coronabonus bezahlt bekam und darüber, dass die MFAs leer ausgingen. Dabei sind sie eindeutig systemrelevant!

Viele wollen auch nicht mehr klassisch in Vollzeit, sondern nur noch in individuellen Teilzeiten arbeiten. Das macht es für die Praxen schwierig, da ja Präsenzzeiten – von Krankheit und Urlaub ganz abgesehen – abgedeckt sein müssen. Schwierig wird es dann auch, bei Krankheit oder Urlaub des Personals die Dienste zu besetzen. Im Homeoffice lassen sich nur begrenzt Verwaltungsaufgaben erledigen.

Der Umgangston der Patienten(-Eltern) ist auch rauer geworden. MFAs sind zunehmend verbalen Attacken ausgesetzt. Da wir uns als Pädiater schützend vor die eigenen MFAs stellen müssen, gibt es schon mal den Ausschluss solcher Patienten(-Eltern) aus der Praxis. Shitstorm und negative Onlinebewertungen sind dann mitunter leider die Folge.

Ein größeres Augenmerk muss zudem auf den hohen Stresslevel [3] der MFAs gelegt werden: Dieser kommt durch Zeitdruck, Multitasking mit Unterbrechung von Arbeitsschritten, Notfälle und eine zu geringe Wertschätzung durch die Eltern, die Gesellschaft aber auch durch die Arbeitgeber zustande. Hier sind wir Ärztinnen und Ärzte in Zukunft vermehrt gefordert, in der eigenen Praxis eine hohe Wertschätzung zu vermitteln und in Teamsitzungen positives Feedback auszusprechen. Auch das passiert von uns Pädiaterinnen und Pädiatern noch viel zu selten – also packen wir’s an!


Literatur

Dr. med. Markus Landzettel, Darmstadt


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 6