Die Integrität der Hautbarriere ist für die Prävention und Therapie der atopischen Dermatitis (AD) entscheidend. Kann das tägliche sorgfältige Eincremen Neugeborene vor Neurodermitis schützen? Dieser Frage gingen Pflegewissenschaftler in Berlin nach und fanden Überraschendes heraus.
Häufig beginnt eine Neurodermitis beim Baby bereits im zweiten oder dritten Lebensmonat. Wenn eine Neigung zu Neurodermitis besteht, ist die Haut insgesamt trockener und sensibler gegenüber äußeren Einflüssen. Dr. Jan Kottner hat mit seiner Arbeitsgruppe in der Klinik für Dermatologie untersucht, ob in der Primärprävention eine tägliche Hautpflege ab dem Säuglingsalter die Manifestationsrate der AD reduzieren kann. Für die prospektive, randomisierte und für die Forschenden verblindete Studie wurden 150 Neugeborene in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Die weniger als 14 Tage alten Kinder waren prädisponiert, an AD zu erkranken, da ein oder beide Elternteile oder ein Geschwisterkind von AD, Asthma oder anderen allergischen Erkrankungen betroffen waren.
In einer Gruppe wurde von den Eltern 52 Wochen lang zur Hautpflege ein erwiesenermaßen wirksames Pflegemittel und Pflegebad vorschriftsmäßig verwendet. In der anderen Kontrollgruppe konnten die Eltern eine Pflegemittel eigener Wahl verwenden und konnten selbst entscheiden, wie häufig die Kinder damit eingecremt wurde. Die Phase der Nachbeobachtung betrug ebenfalls ein Jahr.
In beiden Studiengruppen ergab sich eine kumulative Inzidenz von 10,6 % nach einem Jahr und von 19,5 % nach zwei Jahren. Es zeigten sich also hier keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Hautfunktionsparameter der Kinder zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe waren vergleichbar. Unterschiede gab es aber dennoch: Der Schweregrad der AD, der mit dem Eczema Area and Severity Index (EASI) bestimmt wurde, war allerdings in der Kontrollgruppe höher und auch der Infants' Dermatitis Quality of Life Index (IDQoL) war dort stärker beeinträchtigt.
Die Forscher bewerten die Ergebnisse insgesamt so, dass regelmäßige und intensive Hautpflege das Auftreten atopischer Dermatitis bei prädisponierten Säuglingen nicht verhindern kann. Es zeigte sich aber auch, dass eine standardisierte Hautpflege die Entwicklung und Reifung der Hautbarriere nicht verzögert und zudem auch keine zusätzlichen Nebenwirkungen verursacht.
Katharina Maidhof-Schmid