Mit der Initiative „Gesund.Leben.Bayern.“ bringt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege neue Projekte zur Gesundheitsförderung auf den Weg. Im Rahmen dieser Initiative wird in einem Pilotprojekt werdenden Eltern bereits vor der Geburt zur Gesundheit der Neugeborenen eine Beratung – die U0 – angeboten.

Schwangere in München, Augsburg, Regensburg, Lauf und Roth werden zunächst in den gynäkologischen Praxen über die Möglichkeit der Elternberatung informiert. Die Beratung selbst findet dann – in Anlehnung an die U-Untersuchungen – als sogenannte U0 in teilnehmenden Kinder- und Jugendarztpraxen statt. Die Beratung ist kostenfrei und findet als Einzel- oder als Gruppengespräch mit anderen Eltern statt. Ziel ist es, die Elternkompetenz frühzeitig zu stärken, indem vor der Geburt über wichtige Themen der Kindergesundheit im Neugeborenenalter informiert wird.

Zur Sprache kommen sollen dabei Themen wie Neugeborenen-Screening, Stillen, Impfungen sowie Vitamin-D und Vitamin-K-Prophylaxe. Auch die Gestaltung einer optimalen Schlafumgebung für das Baby, der Unfallschutz oder Hilfsangebote bei Schwierigkeiten in den ersten Lebensmonaten – zum Beispiel bei „Schreibabys“ – stehen auf der Beratungsagenda.

Die teilnehmenden Eltern werden direkt nach der U0 anonym zu ihren Erfahrungen befragt. Eine zweite Befragung folgt etwa 4 – 5 Wochen nach der Geburt zur Früherkennungsuntersuchung U3 in der Kinder- und Jugendarztpraxis. Diese anonymisierten Befragungen sollen Aufschlüsse darüber liefern, welchen Nutzen eine U0 erbringen kann.

Das Pilotprojekt ist im Juli 2021 in Kooperation mit den Verbänden der Kinder- und Jugendärzte, der Frauenärzte sowie dem Paednetz Bayern gestartet (www.paednetz.de/elternberatung-u0/).

Kommentar
Die U0 wird auch Kritiker auf den Plan rufen. Noch eine Gesundheitsberatung in Form einer Vorsorge. Und dann noch zu einer Zeit, in der das Kind noch gar nicht geboren ist! Ist das nicht alles ein wenig übertrieben? Nein, ist es nicht! Denn die pränatale Prävention findet bislang ohne Pädiater statt. Es kann doch nur nützlich sein, wenn Eltern in spe auf das Leben mit ihrem Kind im Säuglingsalter vorbereitet werden. Sehr wichtig kann der Kontakt bei der U0 vor allem dann werden, wenn nach der Geburt Komplikationen auftreten oder eine Behinderung diagnostiziert wird. Und sogar der brach liegenden Kooperation zwischen Gynäkologen und Pädiatern würde eine U0 auch zu neuem Leben verhelfen.

Raimund Schmid


Autorin:
Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2021; 92 (5) Seite 138