Die Zahl der Neugeborenen, die noch nicht gegen Keuchhusten geimpft werden können, aber ein hohes Risiko aufweisen, an Pertussis zu erkranken, ist in den letzten Jahren gestiegen.

Um dem zu begegnen, wurde die maternale Pertussisimpfung während des 3. Trimesters als Präventionsstrategie diskutiert und in Studien geprüft. Eine australische Arbeitsgruppe untersuchte den optimalen Impfzeitpunkt (Gestationsalter) im 3. Trimester im Hinblick auf eine maternale Pertussisimpfung. Aus diesem Grund wurden 3 Studiengruppen in eine Untersuchung eingeschlossen: Eine „frühe Impfgruppe“ (28. bis 32. Schwangerschaftswoche), eine „späte Impfgruppe“ (33. bis 36. Schwangerschaftswoche) und eine nicht geimpfte Kontrollgruppe. Bei den werdenden Müttern wurde unmittelbar vor der Impfung eine Antikörperspiegel­bestimmung durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Geburt wurden aus Nabelschnurblut Antikörperspiegel von Pertussistoxin (PT), Pertaktin (PRN) und Filamentösem Hämaggultinin (FHA) gemessen. In die Studie wurden 154 Frauen eingeschlossen.

Es ließ sich kein signifikanter Unterschied zwischen den maternalen PRN- und FHA-Antikörpern in allen 3 Gruppen ausmachen. PT-Antikörperspiegel waren höher in der frühen Impfgruppe (p = 0,05). Die Antikörperspiegel gegen PT, PRN und FHA waren signifikant höher bei Neugeborenen, deren Mütter in der Schwangerschaft geimpft worden sind im Vergleich zu ungeimpften Müttern (p < 0,001, p = 0,001 und p > 0,001). Die Impfung zwischen der 28. bis 32. Schwangerschaftswoche führte zu signifikant höheren Anti-PT-Spiegeln (4,18 vs. 3,5 U/ml, p = 0,009), PRN (5,83 vs. 5,3 U/ml, p = 0,03) und FHA (5,56 vs. 5,03 U/ml, p = 0,03) im Vergleich zu Neugeborenen, deren Mütter in der 33. bis 36. Schwangerschaftswoche geimpft wurden. Auch unter Berücksichtigung der maternalen Antikörperspiegel vor der Impfung war festzustellen, dass PT- und PRN-Antikörperspiegel signifikant höher ausfielen, wenn die Impfung frühzeitig (28 bis 32 Schwangerschaftswochen) stattfand.

Die Autoren schließen aus ihrer Untersuchung, dass die Impfung im 3. Trimester für das Neugeborene effektiv ist im Hinblick auf Antikörperspiegel, die als schützend angenommen werden dürfen. Die frühe Impfung zwischen der 28. bis 32. Schwangerschaftswoche erscheint dabei effektiver zu sein als die späte Impfung (33 bis 36 Schwangerschaftswochen).

Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf

Kommentar:
Es ist ein Dilemma: Neugeborene sind nicht ausreichend gegen Pertussis geschützt. Die maternale ­Immunisierung ist in Deutschland ein schwieriges Feld. Dennoch und gerade weil die zeitgerechte Impfung gegen Pertussis bei Säuglingen oftmals nicht stattfindet, stellt die maternale Immunisierung ein attraktives Präventionsinstrument zur Verhinderung von Keuchhusten bei Neugeborenen und jungen Säuglingen dar. Allen Studien eigen ist, dass lediglich Antikörperspiegel gemessen werden. Die Prüfung der klinischen Effektivität steht aus.

Literatur
Naidu MA et al. (2016) The optimal gestation for pertussis vaccination during pregnancy: a prospective cohort study. Am J Obstet Gynecol, in press

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2016; 87 (5) Seite 283