Wie steht es um die Kommunikation der Ärzte mit den Eltern bzw. den Patienten? Und wie lässt sie sich weiter optimieren? Mehr dazu gab es auf der Jahrestagung der DGSPJ zu hören.

85 % der Ärzte haben sich noch nicht ernsthaft damit beschäftigt, ob und wie sie die Kommunikation mit ihren Patienten verbessern können. Da zudem 30 % der Mediziner Arztgespräche "nervig" finden, erteilen mehr als ein Drittel aller Eltern der ärztlichen Kommunikation mit ihnen und ihren Kindern schlechte Noten.

Auf diese wenig befriedigende Datenlage hat Dr. Wolfgang Kölfen von der Klinik für Kinder und Jugendliche im Städtischen Klinikum Mönchengladbach bei der 69. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) in Köln hingewiesen.

Den Ärzten sei dabei aber nicht unbedingt ein Vorwurf zu machen, da die meisten unter enormem Zeitdruck arbeiten müssten und daher gezwungen seien, wo immer möglich Zeit einzusparen. Angesichts von mindestens 150 Arztgesprächen pro Woche könne ein Arzt 6.000 Minuten pro Jahr an Zeit einsparen, wenn er bei jedem Arztgespräch nur eine Minute abzwackt. Pro Jahr würde sich dieser Zeitgewinn auf 12,5 Tage aufsummieren.

Viele Ärzte wüssten allerdings auch nicht, dass bereits in 20 % der verfügbaren Gesprächszeit 80 % der für den Patienten relevanten Erkenntnisse transportiert werden. Der häufig erlebten "ärztlichen Kommunikation unter Zeitdruck" könne daher bei "gutem Zeit- und Prioritätenmanagement" durchaus begegnet werden. Zudem könne auch bei der ärztlichen Kommunikation mit der Körpersprache und der Sprachtechnik und mit Lob sehr viel erreicht werden. Kölfen: "Ich habe noch keinen einzigen Patienten gehört, der sich über zu viel Lob beschwert hätte."

Dr. Frank Vitinius von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Universität Köln versuchte daher, die Ärzte für mehr "Communication Skills trainings" zu motivieren, die sich gerade bei onkologisch tätigen Ärzte bereits ausgesprochen bewährt hätten. Dort lernen Mediziner in 2 Tagen in 4 Modulen, wie sie am besten schlechte Nachrichten überbringen und wie sie mit dem Thema Sterben und Ohnmacht umgehen können oder wie sie am besten die eigenen Emotionen beherrschen und damit den "Selbstschutz" stärken können.



Autor
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2017; 88 (6) Seite 366