Der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften entlastet das System Eltern und Schule. Die medizinisch ausgebildeten Fachkräfte können ihre Kompetenz für alle Schüler – auch für Kinder mit chronischen Erkrankungen – gezielt und effektiv einbringen.

Zum Beispiel auch für Kinder mit einer Typ-1-Diabetes-Erkrankung, wie Expertinnen und Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) auf ihrer Herbst-Pressekonferenz nachhaltig untermauerten. Denn sie müssen ganz besonders auf ihre Ernährung achten, sich regelmäßig den Blutzucker messen und auch Insulin spritzen: Durchschnittlich eines von 500 Kindern in Deutschland erhält die Diagnose Typ-1-Diabetes.

Zumindest im Grundschulalter sind Kinder damit häufig überfordert, so Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. „Allein die Interpretation ihrer Blutzuckerwerte stellt Kinder vor große Herausforderungen: Kann ich problemlos zu Mittag essen, wenn mein Blutzucker zuvor bei 167 liegt? Welche Insulindosierung passt zu diesem Blutzuckerwert?“ Fragen wie diese können meist auch Lehrerinnen und Lehrer nicht beantworten. Das hat oft schwerwiegende Folgen, weil so betroffene Kinder immer wieder vom Regelschulbesuch ausgeschlossen werden müssen, kritisierte Neu.

Ein Ausweg wären medizinisch ausgebildeten Fachkräfte an allen Grundschulen. Denn diese Gesundheitsfachkräfte könnten Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen wie zum Beispiel bei plötzlich eintretender Übelkeit adäquat versorgen und Eltern sinnvoll unterstützen, sagt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Dies sieht Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), genauso. Er meint, dass sogar fast ein Viertel aller Kinder in der Schule eine weitergehende medizinische oder therapeutische Unterstützung benötige, da das medizinisch geschulte Personal auch allgemein bei Gesundheitsfragen erster Ansprechpartner ist.

Stehen keine Notfälle an, konzipieren die Schulgesundheitsfachkräfte Projekte, die die Gesundheit fördern, wie zur Ernährung, Bewegung oder der Mundhygiene oder auch Präventionsprojekte zum Suchtmittel- oder Medienkonsum. „Angebote wie diese haben in dem Brandenburger Modellprojekt große Wirkungen auf Schülerinnen und Schüler entfaltet – bis hin in die Elternhäuser. So gaben beispielsweise gut 70 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler an, sich häufiger die Zähne zu putzen, seit die Schulgesundheitsfachkraft an der Schule tätig ist. Über die Hälfte gab an, sich seitdem mehr zu bewegen“, sagt Beckmann. Eine Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen hat Schulgesundheitsfachkräfte evaluiert. Ergebnis: Das Implementieren von Schulgesundheitsfachkräften ist sinnvoll und auch finanzierbar.

Weitere Infos unter:
https://www.ddg.info/pressekonferenzen/inklusion-statt-ausgrenzung-warum-wir-kinder-mit-chronischen-krankheiten-wie-diabetes-an-deutschen-grundschulen-nicht-allein-lassen-duerfen


Raimund Schmid