Der Gesundheitssektor ist für 5 Prozent aller Treibhausgas-Emmissionen verantwortlich. Was viele Ärzte nicht wissen: 60 Prozent dieses Ausstoßes geht auf das „Gesamtpaket Medikation“ zurück.

Auf dieses Dilemma hat der Lahrer Pädiater Dr. Christof Wettach beim 52. Kinder- und Jugend-Ärztetag des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Berlin hingewiesen. Der Anteil sei deshalb so hoch, weil die Bereitstellung von Medikamenten von der Produktion über die Lieferketten bis hin zur Verordnung und Einnahme eine Vielzahl ökologischer Fußabdrücke hinterlasse. Allein die Asthmasprays machten dabei einen Anteil von 15 Prozent aus. Die Ärzte seien aber nicht ganz machtlos, diesen Trend zu stoppen. Unter Beachtung der 5-R-Regel (refuse, reduce, reuse, recycle, repair and rethink) sei auch eine klimasensible Verordnung von Medikamenten möglich. So müsse immer neu hinterfragt werden, ob die Verschreibung einer Arznei oder – in Hitzeperioden – die Einnahme aller Präparate wirklich nötig ist oder zum Beispiel nur auf Druck von Patienten, Angehörigen oder Eltern erfolge. Bei der Asthma-Behandlung könnten fast immer die gängigen Dosieraerosole durch Pulver-Inhalatoren ersetzt werden. Und auch beim Recycling von Medikamenten und medizinischem Zubehör sei in weiten Bereichen noch viel Luft nach oben.

Deshalb sah hier Dr. Katharina Thiede von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) beim Berliner Kongress bei den 5,1 Millionen Gesundheitsberufen eine hohe Verantwortung. Als Multiplikatoren seien gerade Ärztinnen und Ärzte besonders gefordert, weil sie zum Beispiel im Bereich mentale Gesundheit den engen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Depressionen, ADHS und Schizophrenien am besten beurteilen und nachvollziehen könnten. Deshalb müsse von Seiten der Gesundheitsberufe – zum Beispiel auch von Pädiatern - der Druck auf die Politik erhöht werden, da die Klimakrise ohne die Politik nicht „heilbar“ sei. Thiede riet am Ende zur Eile: „Wir haben extrem wenig Zeit.“

Raimund Schmid