Die SPD will Fallpauschalen in der Kinder- und Jugendmedizin abschaffen und hat ein alternatives Konzept ausgearbeitet. Doch wie sieht das genau aus?
Um eine flächendeckende Versorgung mit Kinderstationen und Kinderkliniken in Deutschland zu sichern, sollten die Fallpauschalen für die stationäre Behandlung von Kindern aufgegeben werden. Diese Forderung haben die SPD-Vorsitzende Saskia Esken und Katja Pähle, die Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt im kommenden Jahr gefordert. Zuvor hatte bereits Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eine Bundesratsinitiative in diese Richtung angekündigt. Das Land Sachsen-Anhalt hat sich angeschlossen.
Mit nahezu 400 Millionen Euro aus dem drei Milliarden Euro schweren „Zukunftsprogramm Krankenhaus“ solle der Bund die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen umsteuern. Das seien 13 Prozent, die wiederum dem Anteil von Kindern und Jugendlichen an der Bevölkerung entsprächen. An die Stelle der Fallpauschalen (DRG) sollte nach Vorstellungen der SPD ein Mix von Grundpauschalen treten.
„Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Kinderkliniken und -stationen ist akut gefährdet“, meint auch der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) Thomas Fischbach. Immer mehr Versorgungseinrichtungen für diese Patientengruppe schlössen aufgrund aus der Sicht der meist privaten Betreiber mangelhaften wirtschaftlichen Rendite.
Kranke Kinder seien zeit-, personal- und materialaufwändig, argumentiert Fischbach. Medizinisches Gerät, aber auch Betten müssten in unterschiedlichen Größen vorgehalten werden. Das System der Fallpauschalen sehe diesen zusätzlichen Aufwand nicht vor. Daher müsse die Politik dafür sorgen, die Vergütung der Kliniken dem erhöhten Aufwand der medizinischen Versorgung anzupassen und den Fachkräftemangel zu beheben.
In erster Linie strebe man allerdings eine Besserstellung der Pädiatrie innerhalb des Fallpauschalensystems (DRG) an, kommentierte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Priv.-Doz. Dr. Burkhard Rodeck, den Vorstoß der SPD in einer ersten Reaktion:
„Wenn unseren Forderungen nicht nachgekommen wird, ist der Ausstieg aus dem Fallpauschalensystem zwar eine Option, benötigt aber eine klare Alternative. Ein alleiniger Ausstieg ohne ein umsetzungsfähiges und tragendes neues Konzept bliebe weiterhin die Antwort schuldig, wie Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin zukünftig auskömmlich finanziert werden sollen.“
Das Problem ist seit Jahren bekannt und wurde an verschiedenen Stellen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer wieder vorgetragen. Daher ist zweifelhaft, ob der erneute Vorstoß nun von Erfolg gekrönt sein wird.
Quelle: DGKJ / Ärzte Zeitung / ras