Krebserkrankungen bei Kindern können heute sehr oft erfolgreich behandelt werden. Doch welche Folgen haben die oft intensiven Behandlungen für das weitere Leben der Kinder? Und wie können gesundheitliche Risiken frühzeitig erkannt werden?

Viele Überlebende einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter leiden langfristig unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen. Diese Spät- oder Langzeitfolgen können zum einen durch die Erkrankung selbst verursacht sein, zum anderen aber auch durch die intensive Therapie, die für eine erfolgreiche Behandlung notwendig ist.

Eine kanadische Arbeitsgruppe hat in einer Beobachtungsstudie untersucht, wie sich Morbidität und Mortalität im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sowie die Nachsorge der Patientinnen und Patienten langfristig entwickeln. Für die retrospektive, bevölkerungsbasierte Kohortenstudie nutzte das Forschungsteam um Jennifer Shuldiner die Gesundheitsdaten von 3.241 Erwachsenen aus der kanadischen Provinz Ontario, bei denen zwischen 1986 und 2014 eine Krebserkrankung im Kindesalter diagnostiziert worden war. Die Auswertung der Daten ergab, dass etwa 80 Prozent der Menschen, die eine Krebserkrankung im Kindesalter überlebt haben, bis zum 45. Lebensjahr infolge der Krebsbehandlung eine schwere oder sogar lebensbedrohliche Erkrankung entwickeln, zum Beispiel eine Kardiomyopathie, Darmkrebs oder Brustkrebs. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, ist zwei- bis dreimal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Bei Frauen, die in ihrer Kindheit eine Strahlentherapie erhalten haben, ist das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ähnlich hoch wie bei Frauen mit einer Mutation im BRCA-Gen. Wurde in der Kindheit eine Chemotherapie mit Anthrazyklinen oder eine Strahlentherapie wegen einer Krebserkrankung durchgeführt, lag das Risiko für eine klinische oder subklinische Kardiotoxizität bei 50 Prozent.

Die Studie zeigte auch, dass die Nachsorge und die Überwachung durch regelmäßige Screenings verbessert werden müssen. Das Bewusstsein für das Risiko von Spätfolgen und die Notwendigkeit regelmäßiger Nachsorgeuntersuchungen müsse nicht nur bei den betroffenen Patienten, sondern auch bei Haus- und Fachärzten geschärft werden, so die kanadischen Wissenschaftler.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: CMAJ 2024; online 11. März