Nicht nur viele Erwachsene, auch immer mehr Kinder und Jugendliche leiden häufig unter Kopfschmerzen. Doch nur wenige erhalten eine ärztliche Diagnose und Therapie.

Anlässlich des Deutschen und Europäischen Kopfschmerztages 2024 wies Prof. Dr. Gudrun Goßrau, Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Universitätsklinikum Dresden, auf dieses häufig unterschätzte Gesundheitsproblem bei Kindern und Jugendlichen hin. Unbehandelte Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter können chronisch werden und sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Eine Studie des Universitätsklinikums Dresden an über 2.700 Schülerinnen und Schüler mit mindestens zwei Kopfschmerztagen im Monat zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der jugendlichen Kopfschmerzpatientinnen und -patienten keine ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt. Die Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft warnt daher in einer Pressemitteilung vor den weitreichenden Konsequenzen dieser Entwicklung und fordert eine verstärkte Aufmerksamkeit für die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen.

Migräne im Schulalter stellt eine der Hauptursachen für gesundheitliche und soziale Beeinträchtigungen bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen dar. Die Konsequenzen können gravierend sein: Die Betroffenen berichten von Beeinträchtigungen der schulischen Leistungen und der allgemeinen Schulfähigkeit, von emotionalen Belastungen sowie von sozialer Isolation im Alltag. Dies wird durch Krankenkassendaten von mehr als 56.000 deutschen Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 Jahren bestätigt.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Jugendliche mit Migräne im Verlauf von 10 Jahren ein um den Faktor 2,1 erhöhtes Risiko für stressbedingte – auch somatoforme – Störungen und ein um den Faktor 1,6 erhöhtes Risiko für Rückenschmerzen aufweisen. Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Dresden konnte darüber hinaus nachweisen, dass Migräne auch Einfluss auf die Schmerzempfindlichkeit und Reizwahrnehmung bei Kindern und Jugendlichen nimmt.

„Die verstärkte Reizwahrnehmung kann den Alltag stark beeinträchtigen und möglicherweise zur Chronifizierung der Schmerzen beitragen“, erklärt Prof. Goßrau und fordert mehr Forschung und zudem auch mehr Behandlungsmöglichkeiten.



Autor
Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2024; 95 (6) Seite 402