Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen werden oft verharmlost. Dabei gehen sie mit somatischen und psychischen Beschwerden einher, die zu Schulversagen oder Rückzug führen können. Behandlung tut Not, doch wie effektiv sind ambulante Behandlungsmodule?

Die Behandlung von beeinträchtigenden Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter sollte in jedem Fall interdisziplinär und multimodal erfolgen, wie dies am SchmerzCentrum der Universität Dresden der Fall ist. Dort wird ein ambulantes Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche (DreKiP) angeboten. DreKiP besteht aus 8 Therapiemodulen für Patienten, u. a. Kopfschmerzedukation, Stressbewältigung, Entspannungstechniken, körperliche Fitness, Klettertherapie als Selbstwirksamkeitstraining, Kunsttherapie, Riechtraining als Aufklärung über den Einfluss von Sinnesreizen und Achtsamkeitstraining. Elternworkshops mit dem Schwerpunkt Edukation finden an 4 Terminen parallel statt. DreKiP wird über 2-3 Monate werktags nachmittags oder samstags vormittags durchgeführt. Jede Gruppe besteht aus 4-8 Patientinnen und Patienten einer Altersgruppe. Die Patientinnen und Patienten erhalten insgesamt 15 Therapiestunden, die Eltern 7 Stunden. Ziel des Programms ist es, die Patientinnen und Patienten und ihre Familien über Kopfschmerzen und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren, den Umgang mit Stress zu verbessern, Entspannungstechniken und Defokussierungsübungen zu erlernen und in den Alltag zu integrieren. Die körperliche Aktivierung wird in Form von Teamsport und an der Kletterwand gefördert, die Selbstwirksamkeit in der Kletter- und auch in der Sicherungsposition entwickelt.

Im Rahmen dieses Therapieprogramms wurde eine Kohortenstudie durchgeführt, an der 140 Kinder und Jugendliche teilnahmen. Bei 60 % der Patientinnen und Patienten mit primären Kopfschmerzen wurden Begleiterkrankungen diagnostiziert. Die häufigsten komorbiden Erkrankungen waren Schmerzerkrankungen des Bewegungsapparates (38,5%) und psychische/psychosomatische Erkrankungen (23,1 %). Als weitere Nebendiagnosen wurden u. a. endokrinologische Erkrankungen, bei einem Drittel der teilnehmenden Kinder Erkrankungen des atopischen Formenkreises und ophthalmologische Erkrankungen zusammengefasst. Neurologische und hirnorganische Begleiterkrankungen lagen bei 10 % der Teilnehmenden vor. Häufig leiden Kopfschmerzpatientinenn und -patienten auch unter Schlafstörungen, wie einer signifikant verlängerten Einschlafphase und einer signifikant verkürzten Schlafdauer.

In der Studie bestätigten sich auch geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen sind häufiger von Kopfschmerzen betroffen als Männer und auch die Mädchen zeigten zu allen Zeitpunkten eine signifikant höhere Kopfschmerzhäufigkeit als Jungen (mediane Kopfschmerztage/letzte 3 Monate zu T0: ♀ 43, ♂ 20; T1: ♀ 32, ♂ 12; T2: ♀ 28, ♂ 9) sowie eine numerisch höhere kopfschmerzbedingte Beeinträchtigung im Alltag. Die höhere Kopfschmerzhäufigkeit und Alltagseinschränkung bei Mädchen kann vor allem hormonelle, aber auch psychosoziale Ursachen haben und sollte in Aufklärungsmaßnahmen berücksichtigt werden

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Katharina Maidhof-Schmid


Zaranek, L., Sobe, H., Richter, M. et al. Geschlechtsspezifische Ergebnisse des Dresdner Kinder- und Jugendkopfschmerzprogrammes DreKiP. Schmerz (2023). https://doi.org/10.1007/s00482-023-00756-z