Wie wirkt sich eine SARS-CoV-2-Infektion der Mutter während der Schwangerschaft aus, z. B. auf die Schwere der Erkrankung, Frühgeburten etc. Eine amerikanische Kohortenstudie hat dazu Daten von über 40.000 Schwangeren analysiert.

Während der Pandemie sind auch Schwangere von SARS-CoV-2-Infektionen betroffen. Die Ständige Impfkommission rät allen ungeimpften Frauen mit Kinderwunsch dringend zu einer SARS-CoV-2-Impfung und empfiehlt zudem ungeimpften Schwangeren ab dem zweiten Trimenon eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff. Darüber hinaus sollten alle engen Kontaktpersonen geimpft sein. Grund für diese Empfehlung ist die Befürchtung, dass eine SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft Komplikationen bei Mutter und Kind begünstigt.

Eine amerikanische Kohortenstudie aus Kalifornien hat Daten der Krankenversicherung „Kaiser Permanente Northern ­California“ bei 43.886 Schwangeren in der Zeit von März 2020 bis März 2021 analysiert. 1.332 Schwangere (3 %) wurden während der Schwangerschaft mit einer PCR-Untersuchung positiv auf das SARS-CoV-2-Virus getestet. Die Studie hatte das Ziel, eine etwaige schwere mütterliche Morbidität während der gesamten Schwangerschaft durch das SARS-CoV-2-Virus zu erfassen. Insgesamt wurden 21 Erkrankungen wie Herzinfarkt, Nierenversagen, Sepsis und andere eingeschlossen. Störfaktoren wie Alter und Herkunft sowie Komorbiditäten (Adipositas, Bluthochdruck) wurden berücksichtigt.

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie waren, dass Frauen mit einer SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft schwerer erkranken (Hazard Ratio (HR) 2,45), häufiger eine Frühgeburt aufweisen (HR 2,08) sowie unter Thromboembolien (HR 3,08) leiden. Es traten sowohl medizinisch induzierte Frühgeburten (HR 2,56) als auch spontane Frühgeburten (HR 1,61) auf. Insgesamt 76 Frauen (5,7 %) mit SARS-CoV-2-Infektion mussten hospitalisiert werden. Ein beträchtlich erhöhtes Risiko bestand nicht ganz unerwartet bei Vorliegen eines Diabetes mellitus (HR 7,03) oder bei Afroamerikanern (HR 3,14). Hier könnten soziale Faktoren von Bedeutung gewesen sein.

Kommentar:
Die vorliegende Studie wertete Daten von 43.886 Schwangeren aus. Immerhin waren 1.332 schwangere Frauen SARS-CoV-2-positiv. Von diesen mussten am Ende 5,7 % hospitalisiert werden. Neben dem bekannten Risikofaktor Diabetes mellitus konnte auch ein hohes Risiko für Thromboembolien identifiziert werden. Studien wie diese sind wichtig, um Impf- und Präventionsstrategien zu planen.

Literatur
Ferrara A et al. (2022) Perinatal complications in individuals in california with or without SARS-CoV-2 infection during pregnancy. JAMA Intern Med: e220330. doi: 10.1001/jamainternmed.2022.0330.


Autor
Univ.-Prof. Dr. med. Markus Knuf


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2022; 93 (4) Seite 254