Die diabetische Retinopathie (DR) ist die am häufigsten mikrovaskuläre Folgeerkrankung des Diabetes mellitus und kann zur Erblindung führen. Eine amerikanische Studie zeigt, wie wichtig die Qualität der Stoffwechselkontrolle ist, um das Risiko für eine DR zu verringern.
In Europa und Nordamerika ist die diabetische Retinopathie die häufigste Erblindungsursache bei Menschen zwischen 20 und 65 Jahren. Da von Diabetes Typ 1und Diabetes Typ 2 zunehmend mehr Kinder und Jugendliche betroffen sind, droht langfristig eine Zunahme der von DR betroffenen jugendlichen Patienten. Eine optimale Blutzuckereinstellung mit Hilfe von Insulinpumpen hat sich als entscheidender Faktor für ein niedrigeres DR-Risiko herausgestellt.
Dies konnten Dr. Micheal Ferm mit seinem Team vom Texas Children’s Hospital mit einer Querschnittsstudie zeigen. Sie analysierten die Daten von 1.640 Kindern und Jugendlichen mit einem Durchschnittsalter von 15,7 Jahren, davon waren 53 Prozent Mädchen. Von Diabetes Typ 1 waren 1.216 (74.1 Prozent) betroffen, 416 Kinder und Jugendliche hatten Diabetes Typ 2 (25.4 Prozent). Bezüglich Herkunft und Hautfarbe war die Kohorte heterogen. Die Daten stammten aus zwei großen Kinderkliniken (Baylor College of Medicine/Texas Children's Hospital [BCM/TCH] sowie Diabetes and Endocrine Care Center and Johns Hopkins University [JHU] Pediatric Diabetes Center).
46 Prozent der Teilnehmer mit Typ-1-Diabetes verwendeten eine Insulinpumpe, bei den Studienteilnehmern mit Typ-2-Diabetes nutzte nur 1 Prozent diese Diabetes-Technologie. Eine DR wurde bei 57 (3.5 Prozent) der 1.640 Kinder und Jugendlichen festgestellt. Patienten mit DR waren bereits signifikant länger an Diabetes erkrankt (median rund neun Jahre), die Teilnehmer ohne DR litten nur knapp sieben Jahre an Diabetes. DR-Patienten wiesen signifikant höhere HbA1c-Werte auf (durchschnittlich etwa 10 Prozent vs. 9 Prozent).
Bei den Teilnehmern mit Typ-1-Diabetes war der Gebrauch von Insulinpumpen mit einem signifikant um 57 Prozent geringeren Risiko für DR assoziiert, auch nach Berücksichtigung von Herkunft, Versicherungsstatus, Diabetesdauer und HbA1c-Werte. Auch die Hautfarbe spielte eine Rolle: das Risiko für DR war bei dunkelhäutigen Patienten mehr als doppelt so hoch, dies könne aber mit Unterschieden beim Zugang zur Diabetesversorgung zusammenhängen.
Die Mediziner weisen darauf hin, dass sozioökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche, die nur über einen begrenzten Zugang zu Diabetestechnologien verfügen, weiterhin das höchste Risiko für Komplikationen aufweisen. Hier müsse im Hinblick auf gesundheitliche Chancengleichheit gesundheitspolitisch gehandelt werden.
Quelle: JAMA Netw Open. 2021 Sep 1;4(9): e2126126. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.26126
Katharina Maidhof-Schmid