In vielen kinder- und jugendärztlichen Fachgesellschaften haben sich jüngere Pädiaterinnen und Pädiater schon längst organisiert und damit auch hörbar zu Wort gemeldet. Jetzt ist auch in der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) eine Initiative entstanden, die neue und nachrückende Kolleginnen und Kollegen ansprechen, zusammenführen und stärken will, die in der Sozialpädiatrie unterhalb der Führungsebene arbeiten.

Da manche der Mitarbeitenden der Initiative bereits 40 Jahre oder sogar noch etwas älter sind, nennt sich die Gruppe nicht analog zu den Titeln in anderen pädiatrischen Verbänden "Junge DGKJ" oder "Junge Neuropädiatrie", sondern läuft unter der Bezeichnung "Neu im SPZ". Ausdrücklich weist Dr. Lena Herzer aus dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) Stuttgart jedoch darauf hin, dass sich alle sozialpädiatrisch interessierten jüngeren Pädiaterinnen und Pädiater und auch alle anderen nichtärztlichen Berufsgruppen innerhalb der Sozialpädiatrie an der Initiative beteiligen können. Das Arbeitsfeld muss dabei dann auch nicht unbedingt ein SPZ sein, sondern kann auch im ambulanten Bereich oder im ÖGD liegen. Wünschenswert und vorteilhaft sei jedoch eine Mitgliedschaft in der DGSPJ, da dann eine bessere Kommunikation über die Plattform www.meinedgspj.de möglich ist.

Doch welche Ziele verfolgt die Initiative "Neu im SPZ", deren harter Kern aus 6 Frauen besteht, die jedoch bundesweit insgesamt mittlerweile auf einen erweiterten Kreis von über 30 Mitgliedern – unter anderem aus Berlin, Krefeld, Bonn und Stuttgart – bauen können? Im Vordergrund steht eindeutig der Austausch – per Videokonferenz alle 6 bis 8 Wochen – zwischen Kolleginnen und Kollegen ohne die Beteiligung von Führungskräften oder die jeweiligen direkten Chefinnen oder Chefs, bekräftigt Dr. Nina Derkum aus Berlin, die von Beginn an mit dabei ist.

Dabei geht es konkret um Themen wie ein gutes Zeitmanagement oder eine sinnvolle Termingestaltung etwa in einem SPZ oder ganz allgemein im Arbeitsalltag, um die Zufriedenheit von Mitarbeitenden, Patientinnen und Patienten zu erhöhen. Ein weiteres großes Thema ist die Einarbeitungszeit im neuen Job und die jeweiligen Bedingungen hierfür. Hier kann jede Information darüber, wie und wo es gut oder schlecht läuft, für die eigene neu angetretene Stelle ungemein wichtig sein. Ein Austausch findet zudem auch über diverse Fortbildungsmöglichkeiten in- und außerhalb der DGSPJ und deren qualitative Standards statt.

Die Physiotherapeutin Sabrina Eich, eine der wenigen bisher nichtärztlichen Teilnehmerinnen in der Gruppe, freut sich schon darauf, dass beim nächsten Online-Treffen auch einmal das Thema "Therapeutisches Scheitern" zur Sprache kommen wird. Es sei das Anliegen aller Mitarbeitenden in der Gruppe, sich "auf Augenhöhe" darüber auszutauschen, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, wenn Behandlungen von zum Beispiel entwicklungsgestörten Kindern nicht zum Erfolg führen oder Eltern Therapien abbrechen oder Termine nicht wahrnehmen können.

Politisch in die Offensive gehen möchte das neue Bündnis "Neu im SPZ" dagegen zunächst nicht. "Wir sind noch im Aufbau und müssen uns erst mal finden", sagt Lena Herzer. Nina Derkum sieht das genauso: Um politisch aktiv zu werden, müsse man erst einmal eine tragfähige Struktur haben und dann Personen finden, die politische Anliegen auch voranbringen.

Zudem seien die Arbeitsbedingungen in einem SPZ auch nicht so schlecht wie anderswo, um politisch gleich auf die Barrikaden gehen zu müssen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitsfeldern in der Kinder- und Jugendmedizin gebe es im SPZ zumeist keine Schichtarbeit, keine Ruf- und auch keine Wochenenddienste.

Das neue Bündnis sieht sich zudem auch nicht als Gegenbewegung zur Führungsebene innerhalb der DGSPJ. Ganz im Gegenteil: Die DGSPJ-Spitze unterstütze die neue Bewegung in jeder Weise und nehme deren Wünsche und Anregungen stets ernst, so die übereinstimmende Wahrnehmung aller Beteiligter. Man sehe sich eher als Ergänzung des Spektrums in der Sozialpädiatrie, unterstreicht Lena Mareike Herzer. Auch für Dr. Andreas Oberle vom Präsidium der DGSPJ ist dieses Projekt ein besonderes Anliegen, weil darüber neue Einsichten für eine gute Zukunftsperspektive der Sozialpädiatrie einfließen.

Solche neuen Sichtweisen möchte die Initiative "Neu im SPZ" aber – inhaltlich wie personell – selbst noch ausweiten. So würden sich Herzer und Eich darüber freuen, wenn auch weitere in der Sozialpädiatrie relevante Berufsgruppen – wie etwa Psychologinnen bzw. Psychologen oder Sozialarbeiterinnen bzw. Sozialarbeiter und mehr Therapeutinnen bzw. Therapeuten – mitmachen würden. Wer also als nichtärztliche Fachkraft im SPZ oder als jüngere Sozialpädiaterin oder als Sozialpädiater Interesse hat, sich über das neue Bündnis zu informieren oder mitzumachen, kann sich als DGSPJ-Mitglied (über www.meinedgspj.de) oder auch als Nicht-Mitglied über E-Mail (neuimspz@gmail.com) einfach mal in die nächste Videokonferenz mit einwählen.

Alles Weitere über Termine und Kontakte unter geschaeftsstelle@dgspj.de


Korrespondenzadresse
Geschäftsstelle der DGSPJ
Chausseestraße 128/129
10115 Berlin
Tel.: 0 30/40 00 58 86

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2024; 95 (4) Seite 302-303