Die Entwicklungen in Großbritannien könnten auch Vorboten für einen Trend hierzulande sein: In England berichten immer mehr Pädiater über junge Eltern, die es sich aus Kostengründen nicht mehr leisten können, ihren Säuglingen die korrekte Babynahrung zu geben.

Denn der Preis für fertige Babynahrung und besonders für Formular-Milchprodukte sei in den vergangenen 2 Jahren um bis zu 45 % gestiegen. Für hunderttausende Eltern im Königreich mit geringem Einkommen sind diese Kostensteigerungen wohl zu viel und fertige Babynahrung daher nicht länger bezahlbar.

Daher werden britische Kinder- und Jugendärzte in ihren Sprechstunden immer häufiger dazu aufgefordert, Babynahrung per Rezept zu verschreiben. Nur damit könne verhindert werden, dass immer mehr Eltern ihren Säuglingen ungeeignete Produkte wie verdünnte Kondensmilch verabreichen. Die Organisation British Pregnancy Advice warnt daher „Wir steuern direkt in eine massive Gesundheitskrise, die das Gesundheitswesen zukünftig Milliarden kosten wird, wenn Babys als Folge von Fehlernährung in den ersten Lebensmonaten später im Leben krank werden“.

Der Berufsverband der britischen Pädiater schlägt daher vor, es künftig Pädiatern wie auch Hausärzten zu erlauben, Babynahrung per Rezept zu verordnen. „Das ist ein nationaler Notstand“, unterstreicht auch die Kinderärztin Dr. Vicky Thomas die dringende Notwendigkeit dieser einschneidenden Forderung.



Autor
© Hartmut Kreutz
Raimund Schmid


Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (4) Seite 238