Wie können Kinder gesund aufwachsen? Was können Kindertagesstätten dazu beitragen? Und welche Kompetenzen und Rahmenbedingungen benötigt das pädagogische Personal dafür? Auf diese und viele weitere Fragen will der in Berlin neu gegründete Verein "Qualitätsentwicklung und Gesundheitsförderung in Institutionen der frühen Bildung e. V. (QuIB)" wissenschaftlich basierte Antworten geben und Lösungen entwickeln.

Bei einer digitalen Auftaktveranstaltung im Spätherbst 2022, an der Vertreter unterschiedlicher Organisationen und Hochschulen aus ganz Deutschland teilnahmen, hat QuIB mit diesem Prozess nun begonnen.

"Kinder haben in ihrem Umfeld immer weniger Zugang zu geeigneten Spiel- und Bewegungsräumen. Das macht es ihnen schwer, im Alltag körperlich aktiv zu sein, zu klettern, zu balancieren, zu laufen und zu springen. Zugleich ist im häuslichen Alltag ein breites Angebot an bewegungsarmen Freizeitbeschäftigungen verfügbar, z. B. soziale Medien", stellte Professor Dr. Julika Loss vom Robert Koch-Institut in ihrem Eröffnungsvortrag fest. Wichtiger als Kampagnen oder Kurzprojekte ist eine nachhaltig angelegte Prävention, die die Lebensverhältnisse mit in den Blick nimmt, sagte Loss, die auch im Vorstand von QuIB mitarbeitet. "Wir brauchen keine Interventionseffekte, sondern tiefgreifende Veränderung." Dazu gehört, Bewegungsanregung noch mehr in die alltägliche Routine von Kindertagesstätten oder Schulen zu integrieren, regelmäßig angeleitete Bewegungseinheiten anzubieten, aber auch im Kita-Umfeld anregende Spiel- und Sportgeräte sowie bewegungsfördernde Innen- und Außenflächen zur Verfügung zu haben.

Enorm breiter Aufgabenkatalog

Bewegungsförderung soll einen wichtigen, aber nicht den einzigen Präventionsaspekt abbilden. Es geht auch um gesunde Ernährung, Fähigkeiten zur Entspannung und ganz allgemein um das Entwickeln einer altersentsprechenden Gesundheitskompetenz.

Vor diesem Hintergrund hat sich QuIB den Auftrag gegeben, Qualifizierung zu fördern, Organisationsentwicklung zu unterstützen, Wissen und Ressourcen stärker zu vernetzen und praxisnahe Forschung anzustoßen. Der interdisziplinäre Ansatz von QuIB wird auch dadurch deutlich, dass im Gründungsteam Vertreter aus der Kinder- und Jugendmedizin, der Sportwissenschaft, der Psychologie, der Kindheitspädagogik, der Informatik und aus Sportverbänden mitarbeiten. Der Anspruch auf einen geweiteten Blick kam auch im zweiten Eröffnungsvortrag durch Prof. Dr. Thomas Moser von der Universität Stavanger (Norwegen) zum Ausdruck, der die skandinavische Perspektive auf Qualitäts- und Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen darstellte. Die gesundheitsfördernde Funktion – und Verantwortung – von Kitas ist in diesem Land allgemein akzeptiert und wird in allen relevanten öffentlichen Dokumenten, z. B. in Gesetzestexten, Lehrplänen und Vorschriften hervorgehoben.

Auf dem Boden eines breiten Gesundheitsverständnisses werden dort psychosozialen Aspekten von körperlicher Aktivität und Gesundheit besondere Bedeutung beigemessen. Hierbei spielt unter anderem die gemeinsam in der Natur verbrachte Zeit eine besondere Rolle, auch weil sie ein messbar deutlich höheres Aktivitäts- und Experimentierniveau bei den Kindern erzeugt als auf herkömmlichen Spielplätzen oder erst recht in Innenräumen.

Pädagogisches Personal im Fokus

QuIB will einen besonderen Blick auf das pädagogische Personal richten. Im Kontext von Gesundheitsförderung wird es fast ausschließlich als "Subjekt", also als Akteur für die betreuten Kinder gesehen und zu wenig als "Empfänger", der von gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz Kita profitieren kann. Für ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das von wertschätzendem Miteinander, von Mitgestaltung und Partizipation geprägt ist, will sich QuIB stark machen und seine Möglichkeiten und Ausbildung, Qualifizierung, Organisationsentwicklung und politische Arbeit einbringen.

Der Verein freut sich über Interesse an seiner Arbeit und lädt zu einem Besuch auf seiner Homepage ein. Vielleicht resultiert auch bei dem einen oder anderen Besucher aus dem Interesse eine Mitgliedschaft. Der Verein finanziert sich in der Aufbauphase in erster Linie über Mitgliedsbeiträge.

QuIB ist inzwischen als An-Institut (rechtlich selbständige Einrichtung einer Hochschule mit organisatorischer, personeller und räumlicher Verbindung, aber ohne Charakter eines integrierten Instituts; hier privatrechtlich als eingetragener Verein organisiert) der Alice Salomon Hochschule Berlin anerkannt, der größten Hochschule in Deutschland für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung und Bildung im Kindesalter. Hier wird u. a. Kindheitspädagogik gelehrt.

Die Vorträge von Prof. Dr. Julika Loss und Prof. Dr. Thomas Moser stehen unter folgenden Adressen zur Verfügung:



Korrespondenzadresse
Dr. Ulrike Horacek

Vorstandsmitglied QUIB e. V.

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 68-69