Viele Kinder essen deutlich weniger Obst und Gemüse als empfohlen. Mit einem simplen „Trick“ – ein längeres Familienessen in entspannter Atmosphäre und mit mundgerecht geschnittenem Stückchen – greifen Kinder auch bei Ost und Gemüse vermehrt zu.

Unter Leitung von Mattea Dallacker vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin nahmen sieben Monate lang insgesamt 50 Eltern und 50 Kinder an einer Studie teil. Die Anzahl der Mädchen und Jungen war gleich. Die Kinder waren zwischen sechs und elf Jahre alt, das durchschnittliche Alter der Eltern betrug 43 Jahre. Die Kinder waren alle gesund, mussten keine Diät einhalten und hatten auch keine Lebensmittelallergien.

Die randomisierte Studie wurde in einem Familienmahlzeiten-Labor in Berlin unter Videobeobachtung durchgeführt. Den teilnehmenden Familien wurde ein typisch deutsches Abendbrot mit Brot, Aufschnitt und Käse sowie mundgerechten Obst- und Gemüsestücken serviert. Vorab sollten die Eltern angeben, wie lange ein normales Abendessen dauert: die durchschnittliche Dauer von 20 Minuten bestätigte sich in der Studie mit der Kontrollgruppe. Als der Kontrolle diente die Zeitlänge der Familienmahlzeit ohne Intervention. Den teilnehmenden Familien wurden von den Forschenden so viel Zeit gewährt wurde, wie die regulären Mahlzeiten in der Familie dauerten.

In der Interventionsgruppe dauerten die Mahlzeiten im Schnitt 30 Minuten. Die Kinder aßen bei der längeren Mahlzeit etwa 100 Gramm mehr Obst und Gemüse als während der kürzeren Essensdauer. Das entspricht etwa einer der 5 empfohlenen täglichen Portionen Obst und Gemüse. Die längere Dauer der Familienmahlzeiten führen auch nicht dazu, dass Kinder auch mehr Brot oder Aufschnitt verzehrten, sie tranken aber mehr Wasser und Softdrinks.

Die Studie zeigt, dass eine längere Familienmahlzeit sich positiv auf das Essverhalten und die Essgewohnheiten auswirken kann. Mundgerecht geschnittenes Obst und Gemüse ist für Kinder bequemer zu essen und daher verlockender, als eine Scheibe Brot zu belegen.

Kinder- und Jugendärzte sollten daher Familien empfehlen, neue Routinen mit längeren Essenszeiten einzuführen. Dabei sollten dann aber nur solche Mahlzeiten ausgesucht werden, bei denen die Aussichten auf längere Essenszeiten am ehesten erfolgversprechend sind. Dazu zählt in der Regel nicht das Frühstück, weil dabei alle zumeist unter Zeitdruck sind.

Katharina Maidhof-Schmid


Quelle: Mattea Dallacker et al. Effect of Longer Family Meals on Children’s Fruit and Vegetable IntakeA Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2023;6(4):e236331. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.6331