Dürfen Kinder und Jugendliche Familienangehörige oder auch Freunde auf der Intensivstation besuchen? Ist das nicht zu viel für ein Kind? Ein Expertenteam der DIVI (Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) hat nun Empfehlungen dazu erarbeitet.

Seit vielen Jahren wird kontrovers diskutiert, ob Kindern der Besuch von Intensivstationen ermöglicht werden sollte. Typische Kontra-Argumente sind etwa, dass Kinder durch die belastenden Eindrücke traumatisiert werden könnten oder dass eine wechselseitige Infektionsgefahr besteht. Es gibt aber auch viele Hinweise darauf, dass ein Besuch unter bestimmten Bedingungen für den Patienten und für die Kinder essenziell wichtig ist und allen Beteiligten guttut.

Die Arbeitsgruppe „ICU Kids“ unter der Leitung von Maria Brauchle, Teresa Deffner und Peter Nydahl hat in Kooperation mit den DIVI-Sektionen den Leitfaden „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen, IMC-Stationen und in Notaufnahmen“ entwickelt. Der Leitfaden ist insbesondere eine Hilfestellung für Pflegekräfte und Ärzte auf Intensiv- und Intermediate-Care-Stationen und in Notfallambulanzen. Die aufgeführten 10 Empfehlungen thematisieren alle dafür relevanten Punkte: Von der genauen Planung eines Kinderbesuches im interprofessionellen Team und der Stärkung elterlicher Kompetenzen bis hin zur Aufbereitung von kindgerechten Informationen und psychosozialer Unterstützung sowie Einbindung von Qualitäts- und Risikomanagement und einer Dokumentation von Kinderbesuchen. Zusätzlich liegt eine Kurzversion vor.

Hier die 10 Empfehlungen im Überblick:

  • Empfehlung 1: Den Besuch von Kindern im interprofessionellen Team planen.

  • Empfehlung 2: Elterliche Kompetenzen stärken.

  • Empfehlung 3: Kindgerechte Information sicherstellen.

  • Empfehlung 4: Den Besuch von Kindern vorbereiten, begleiten und nachbereiten.

  • Empfehlung 5: Psychosoziale Unterstützung anbieten.

  • Empfehlung 6: In palliativen Situationen besonders begleiten.

  • Empfehlung 7: In Notfallsituationen eine kindgerechte Begleitung ermöglichen.

  • Empfehlung 8: Führung – den richtigen Rahmen für Kinderbesuche schaffen.

  • Empfehlung 9: Qualitäts- und Risikomanagement einbinden.

  • Empfehlung 10: Den Kinderbesuch und Angehörigengespräche dokumentieren.

Die Empfehlungen richten sich aber auch an Eltern und niedergelassene Kinder- und Jugendärzte, um Kinder für einen Besuch auf einer Intensiv-Station gemeinsam besser vorbereiten, unterstützen und begleiten zu können.

Download Gesamtfassung: „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen, IMC-Stationen und in Notaufnahmen – Empfehlungen für den Einbezug von minderjährigen Angehörigen in der Intensiv- und Notfallmedizin“ (64 Seiten)

Download Kurzfassung: „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen, IMC-Stationen und in Notaufnahmen – Empfehlungen für den Einbezug von minderjährigen Angehörigen in der Intensiv- und Notfallmedizin“ (9 Seiten)


Katharina Maidhof-Schmid