E-Zigaretten schienen eine risikoärmere Alternative zur klassischen Zigarette zu sein. Nun gibt es aber vermehrt Hinweise, dass auch das „Dampfen“ von E-Zigaretten gesundheitsschädlich ist und schnell nikotinsüchtig macht. Das gilt besonders für Jugendliche und junge Erwachsene.

Teenager und junge Erwachsene gewöhnen sich das ­Dampfen im falschen Glauben an, dass E-Zigaretten harmlos seien, da vermeintlich weniger Schadstoffe in den Körper gelangen als beim Rauchen von Tabak. E-Zigaretten der neueren Generation enthalten jedoch Inhaltsstoffe (Nikotin­salze, Benzoesäure), die eine schnellere und höhere Nikotinaufnahme bewirken. Konsumenten von E-Zigaretten können so sehr schnell nikotinsüchtig werden. In den USA bevorzugen inzwischen immer mehr junge Menschen immer früher diese Form des Rauchens.

Dr. Stanton Glantz (San-Francisco-Center for Tobacco Control Research and Education) und sein Team haben für eine Studie über den Konsum von E-Zigaretten und Nikotinabhängigkeit die Daten von 2014 bis 2021 aus dem National Youth Tabacco Survey (NYTS) ausgewertet [1]. Dabei wurden 151. 573 Jugendliche von 11 bis 18 Jahre befragt, das mittlere Alter lag bei 14,7 Jahren.

Es zeigte sich zwar, dass der Konsum von E-Zigaretten nach einem Höhepunkt 2019 wieder etwas rückläufig war. Von 2014 bis 2021 sank das Einstiegsalter jedoch um fast 2 Monate pro Jahr, seit 2017 waren E-Zigaretten das bevorzugte Nikotinkonsum-Mittel. Zugenommen hatten auch die Häufigkeit des Konsums sowie die Stärke der Sucht. Als Maßstab für die Suchtstärke gilt, wie schnell nach dem Aufwachen geraucht wurde. Von 2017 bis 2021 stieg der Anteil derjenigen, die innerhalb von 5 Minuten nach dem Aufwachen E-Zigaretten rauchten, von einem auf 10 %.

Gestiegen war auch die Häufigkeit des monatlichen Konsums von E-Zigaretten. Von 2014 bis 2018 wurden an 3 – 5 Tagen E- Zigaretten geraucht, von 2019 bis 2020 stieg der Konsum auf 6 – 9 Tage und 2021 waren es 10 –  19 Tage. Laut dem National Youth Tobacco Survey 2022 rauchen 2,6 Millionen Jugendliche E-Zigaretten, davon 27,6 % täglich. 2021 waren es noch 2,1 Millionen und 24,7 % gewesen.

Glantz und seine Mitarbeiter führen die Veränderungen auf die höhere Nikotin­abgabe und die größere Suchtgefahr zurück. Sie plädieren dafür, dass Ärzte bei Jugendlichen das Thema E-Zigaretten und das damit verbundene Suchtrisiko schon präventiv ansprechen sollten.


Literatur
Glantz S et al. (2022) Nicotine Addiction and Intensity of e-Cigarette Use by Adolescents in the US, 2014 to 2021. JAMA Netw Open 5 (11): e2240671. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.40671


Autor
Katharina Maidhof-Schmid

Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2023; 94 (1) Seite 15