Leitlinien bieten Pädiatern Orientierung bei der Diagnostik, Therapie und Betreuung, unter anderem für 373.000 Patienten mit Diabetes Typ 1. Die entsprechende S3-Leitlinie wurde nun stark überarbeitet. Mit interessanten Details gerade für Pädiater.

Diese Details standen unter anderem beim 58. Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin im Fokus. „Rund 35 Expertinnen und Experten haben daran mitgewirkt. Neue Themen wie etwa die Telemedizin wurden in zusätzlichen Kapiteln aufgenommen und 999 Literaturhinweise recherchiert“, berichteten Dr. Ralph Ziegler, Leitlinien-Koordinator der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD), und Dr. Martin Holder, leitender Oberarzt am Stuttgarter Olga Hospital, bei der Vorstellung in Berlin.

Dabei sind mögliche psychische und soziale Risiken in einem eigenen Kapitel berücksichtigt worden. Darin wird auch den Kinder- und Jugendärzten empfohlen, auf mögliche Anzeichen für Komorbidität wie etwa Ängste, Depressionen, ADHS oder Essstörungen zu achten und gegebenenfalls eine entsprechende Diagnostik einzuleiten. Im Kapitel Inklusion und Teilhabe wird dazu geraten, über Modellprojekte hinaus auf breiter Ebene Schulgesundheitsfachkräfte einzusetzen. Die DDG erhebt diese Forderung bereits seit Jahren, da sich damit die Zahl der stationären Aufnahmen reduzieren und auch Fehltage vermieden werden könnten. Zieglers Strategie ist daher eindeutig: „Wir müssen die Leitlinien politisch nutzen.“

Dr. Nicole Prinz vom Zentralinstitut für Biomedizinische Technik an der Universität Ulm ist überzeugt davon, dass die Pädiatrie der „Vorreiter der modernen Diabetestechnologie“ sei. In der Erwachsenen-Medizin gebe es da noch weit mehr Nachholbedarf. „Doch zugleich sieht Dr. Thomas Danne, langjähriger Chefarzt in Hannover und seit Kurzem bei der Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF) in New York, die multiprofessionelle Ausrichtung der pädiatrischen Diabetologie in Gefahr. Vor allem im ambulanten Bereich fehlten Psychologen, Diätassistenten und Sozialarbeiter in multiprofessionellen Teams.

Raimund Schmid